Vor einigen Monaten bereits, am 7. März 2025 beging die Musikwelt den 150. Geburtstag des französischen Komponisten Maurice Ravel (1875-1937).
Über das Leben von Ravel ist nicht übermäßig viel bekannt. An der Art seiner Musik läßt sich aber leicht ablesen, dass der Erste Weltkrieg für ihn die entscheidende Zäsur bildete. Zwar hat Ravel ein Leben lang mit unterschiedlichen Musikstilen experimentiert; doch vor dem Krieg komponierte er weitestgehend impressionistisch in Anlehnung an Claude Debussy (1862-1918).
Hingegen haben die schlimmen Front-Erfahrungen des Ersten Weltkrieges dazu beigetragen, dass sich Ravels Stil immer mehr ins Expressionistische verlagerte. Man vergleiche nur die „Valses nobles et sentimentales“ von 1912 mit dem „La Valse“ von 1920. All das, was er in diesen seinen letzten Lebensjahren komponierte, atmet den Geist ambivalenter Welterfahrung.

Allgemein bekannt dürfte sein „Boléro“ von 1928 sein. Er entstand als Auftragswerk für die befreundete Tänzerin und Choreographin Ida Rubinstein (1885-1960). Dieses Werk besteht aus einem einzigen Thema, das sich allerdings bei jeder Wiederholung steigert, bis es nach etwa einer Viertelstunde in sich zusammenfällt. Ravel sagte selbst darüber: „Ich habe nur ein einziges Meisterwerk komponiert – den Boléro. Leider völlig ohne Musik.“ Dessen ungeachtet wurde der Boléro sein populärstes Stück.
Es gibt aber noch zwei späte Werke, welche leider etwas ins Hintertreffen geraten sind: die Klavierkonzerte in D-Dur und G-Dur, gleichzeitig in den Jahren 1929-1931 komponiert und beide im Januar 1932 uraufgeführt. Das 1. Klavierkonzert (D-Dur) trägt auch den Titel „Für die linke Hand“. Es wurde für den Pianisten Paul Wittgenstein (1887-1961) geschrieben, der im Ersten Weltkrieg seinen rechten Arm verlor. Ein meisterhaft gestaltetes Orchesterwerk! Das 2. Klavierkonzert (G-Dur) gehört zu meinen Lieblingsstücken und ist es wert, dass ich noch in diesem Sommer einen Extrabeitrag darüber verfasse.
Wer mehr über Leben und Werk Ravels erfahren möchte, dem empfehle ich den französisch-belgischen Film „Boléro“ von 2024, der in diesem Frühjahr in den Kinos lief und sicher noch in den entsprechenden Medien erhältlich ist.
Eberhard Thieme