Abgesehen von Hitze- und Dürretagen, ist der Sommer eine sehr schöne Jahreszeit. Lange und warme Tage können uns erfeuen. Und wer ein Auge für die Natur hat, kann eine Fülle von Blumen entdecken. Dabei fällt mir oft ein bekanntes Lied ein, welches sich sogar im neuen „Gotteslob“ (unter der Nr. 826) befindet: „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“. Von den ursprünglich 15 Strophen sind 8 davon in diesem Gesangbuch abgedruckt.
Das Lied stammt von dem evangelischen Pfarrer und Liederdichter Paul Gerhardt (1607-1676). Er schrieb dieses Lied im Jahre 1653, nur 5 Jahre nach Beendigung des 30jährigen Krieges. Obwohl er selbst unter den Nachwirkungen dieses Krieges litt, blieb er offen für Gottes reiche Schöpfung und ermutigte sich gewissermaßen selbst:
Geh aus, mein Herz, und suche Freud
in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben;
schau an der schönen Gartenzier
und siehe, wie sie mir und dir
sich ausgeschmücket haben.
In den nächsten Strophen zählt er die Vielfalt der Schönheiten auf:
Bäume, Blumen, Vögel, Bäche, Bienen, Getreide …
Dann aber bezieht er sich selbst in diesen Schöpfungsreigen ein:
Ich selber kann und mag nicht ruhn,
des großen Gottes großes Tun
erweckt mir alle Sinnen;
ich singe mit, wenn alles singt,
und lasse, was dem Höchsten klingt,
aus meinem Herzen rinnen.
Aus dieser Strophe spricht Freude und Dankbarkeit.
Aber Paul Gerhardt geht noch weiter: Er nimmt das Wachsen und Gedeihen der Natur als Gleichnis für die eigene Gottesbeziehung. So mündet das Lied der sommerlichen Freude in ein Gebet:
Mach in mir deinem Geiste Raum,
daß ich dir werd ein guter Baum,
und laß mich Wurzel treiben.
Verleihe, daß zu deinem Ruhm
ich deines Gartens schöne Blum
und Pflanze möge bleiben.
So zu beten, ist vielleicht nicht mehr unsere Sprache. Aber das Anliegen, das dahintersteckt, ist auch heute noch aktuell: Es geht um die Bitte um den Heiligen Geist.
So wie alle pflanzlichen und tierischen Kreaturen unbewußt die Kräfte der Natur in sich aufnehmen, so sind wir als Menschen dazu befähigt, neben den Schönheiten der Natur auch die Lebenskraft zu erkennen und aufzunehmen, die hinter allem Geschöpflichen steht – den Heiligen Geist. Wo wir diesen Geist zur Wirkung kommen lassen, werden wir selbst Teil von Gottes Schöpfungsplan.
Die Sorgen und Probleme unseres Lebens sind damit nicht aus der Welt geschafft, wohl aber in ein Licht getaucht, welches sie leichter ertragbar machen. Dank und vermittels der sommerlichen Schönheiten…
Eberhard Thieme