Noch kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges, am 9. April 1945, wurde der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer 39jährig im KZ Flossenbürg hingerichtet. Inzwischen gelten seine Schriften, insbesondere die Texte, die er 1943/44 im Gefängnis schrieb, als geistig-geistlicher Wegweiser für die Zukunft von Kirche und Gesellschaft.

Anläßlich seines 80. Todestages entstand der Gedanke, ein Chorstück zu schreiben, welches das Ordinarium der katholischen Messe (Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Agnus Dei) mit Gebetstexten Bonhoeffers verbindet. Initiatoren waren dabei die Sänger des Vokalquintetts „Ensemble Nobiles“. Sie taten sich zusammen mit dem australischen „Sydney Chamber Choir“ (unter Leitung von Sam Allchurch) und dem Leipziger „GewandhausChor“ (unter Gregor Meyer). Das Ordinarium komponierte Paul Heller, einer der Sänger vom „Ensemble Nobiles“. Für die Vertonung der Bonhoeffer-Texte konnten Komponisten aus mehreren Ländern gewonnen werden: aus den USA, aus Großbritannien, Neuseeland, Australien und Deutschland.

Am Sonntag, 11. Mai 2025, wurde dieses gewaltige Werk im Saal des Leipziger Gewandhauses aufgeführt. Es bildete den Abschluß der Bonhoeffer-Gedenktage, die vom 6.-11.5. mit diversen Vorträgen und Konzerten in Leipzig stattfanden. Das sorgte für viel Prominenz auch bei diesem Konzert.
A-capella-Konzerte bedürfen großer Konzentration. Das trifft auf ein 70-Minuten-Werk wie die Bonhoeffer-Messe besonders zu. Dass die Chöre sich nach jedem Gesangsstück anders aufstellten, führte zu ständig neuen Klangerlebnissen.
Natürlich ließe sich über die einzelnen Vertonungen noch manches sagen. Erwähnen möchte ich lediglich das letzte Stück. Für das weithin bekannte Bonhoeffer-Gedicht „Von guten Mächten“ hatte der Kirchenmusiker Manfred Schlenker (1926-2023) bereits in den 60er Jahren eine Melodie komponiert und sie zu einer „Bonhoeffer-Motette“ erweitert. Diese arbeitete er auf Wunsch des „Ensemble Nobiles“ im Jahre 2020 um. So erhielt das Gesamtwerk einen würdevollen Abschluß.
Eberhard Thieme