Als Mönch im Kloster hatte ich die Möglichkeit die Zunge von allem überflüssigen Reden fernzuhalten und das immerwährende Gebet des Herzens fast ununterbrochen zu üben. Seitdem ich aber die Schultern unter die Last des Hirtenamtes beugen muss, kann sich mein Geist nicht mehr völlig gesammelt auf sich selbst besinnen, weil er sich teilen und auf vieles richten muss.

Bald muss ich mich um die Angelegenheit der Kirche, bald die der Klöster kümmern, oft über das Leben und das Tun einzelner Menschen nachdenken. Bald muss ich geschäftliche Dinge der Bürger über mich ergehen lassen,… Bald muss ich mich um das Vermögen sorgen, damit die Mittel nicht ausgehen für die, denen es nach der Regel geschuldet wird. …..
Ist aber der Geist gespalten und zerrissen und gezwungen, so viele und wichtige Dinge zu bedenken, wann soll er sich dann auf sich selbst zurückziehen, um sich für die Predigt zu sammeln,…?
Gregor der Große
(† 604, aus einer Auslegung zum Buch Ezechiel)