Ein Klassiker: Die Märchenoper „Hänsel und Gretel“, wer kennt sie nicht!
In der weihnachtlichen Zeit hatte ich wieder mal die Gelegenheit das Ganze im Opernhaus zu sehen.
Mit vielen, vielen Kindern!
Und ich fand, dass es dieser Inszenierung in Leipzig gelungen war, Kinder von der ersten Opern-Minute an im Bann zu halten. Da gab es keines des so bekannten Sitze-Klappern und Kinder-Gemurmel – nein, da war aufmerksame Stille.
Denn schon bei der Ouvertüre wurden die musikalischen Themen pantomimisch quasi umgesetzt:
Bei Engel-Motiv kam ein Engelskind, das über die Bühne huschte und immer wieder auftauchte; denn beim Hexenmotiv entwickelte sich ein Bühnen-Geschehen, das mit einer herunterfallenden Puppe und einer dunklen Gestalt an eine Kindesentführung erinnerte und der kleine Engel das dann weinend kommentierte – wirklich berührend.
Und solche Berührung und tiefe Anteilnahme, auch für mich als erwachsener Zuschauer, gelang dieser Inszenierung von Birgit Eckenweber aus dem Jahre 2010 immer wieder – nahezu durchgängig bis zum Ende des zweiten Bildes (Im Wald).
Beim dritten Bild (Knusperhaus) hatte ich ein wenig meine Probleme. Da geriet alles doch mehr und mehr zur Groteske: mit einer tuntenhaft angezogenen Hexe, die noch dazu mit einem Mann besetzt wurde (Tenor) – beides hielt ich für schwierig und unpassend; zumal der Hexenpart wundervolle Gesangsteile für eine Frauen-Alt-Stimme enthält
Auch fragte ich mich gerade im dritten Teil, warum die Inszenierung sich nicht durchgängig ans Textbuch gehalten hat. Also: Dass die Hexe Hänsel nur irgendwie durch Zauberkraft und nicht wie im Textbuch mit einem für Kinder sehr verständlichen Lasso einfängt.
Oder: Warum eigentlich nicht die Knusperhexe, wie im Textbuch vorgesehen, gezeigt wird; dafür liegen dann nur irgendwelche Lebkuchen-Reste wahllos auf der Bühne herum.
Denn neben der wundervollen spätromantischen Musik von Engelbert Humperdinck lohnt sich bei dieser Märchen- und Kinderoper immer noch das Textbuch der Schwester des Komponisten Adelheid Wette.
Das wirkt bis heute weder altbacken wenn die Hexe singt „Schau nur an, wie doch die Jugend schlafen kann“ oder gar frömmelnd wie Hänsel antwortet „Ja, das klingt sehr schön und glatt, aber leider werde ich davon nicht satt“, wenn es quasi um die Gottesfrage ging. Aber die Zeit der Opernaufführungen von „Hänsel und Gretel“ ist ja sowieso erst mal vorbei.
Aber man kann sich dafür immer noch in dieser Nach-Weihnachts-Zeit eine der zahlreichen Einspielungen auf Tonträger vornehmen und sollte dabei dann das Textbuch aufmerksam verfolgen. Und ich kann schon jetzt versprechen: Das wird ein Genuss.