Sein Werk sei „christlich“ hat J.R.R. Tolkien einmal einem Journalisten gesagt. Seine Mutter Mabel Tolkien nannte er eine moderne Märtyrerin. Und Pater Francis Morgan vom Birmingham Oratory (Birminghamer Oratorium) nannte er seinen „geistigen Vater“ – den eigenen hatte er kaum bewusst wahrgenommen. Täglich besuchte er die Heilige Messe und gab den Glauben auch an seine Kinder nachhaltig weiter: sein ältester Sohn John wurde katholischer Priester.
Tolkien war ein Sprach-Genie, bereits mit 34 wurde er Professor für Anglistik in Oxford. Seine schriftstellerischen Neigungen entfaltetet er nahezu nebenbei. Immer mal schrieb er sich was auf, erzählte abends ausgedachte Geschichten seinen Kindern, meistens am Bett, und 1937 kam dann „Der kleine Hobbit“ auf den „Markt“.
Übrigens, kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges zeigte ein deutscher Verlag Interesse am kleinen Hobbit – fragte aber im gleichen Brief, ob Tolkien Arier sei. Wütend antwortete Tolkien, dass er nichts mit solchen Einteilungen zu tun haben will – auch mit Rücksicht auf seine jüdischen Freunde.
Sprachgelehrter blieb J.R.R. Tolkien auch beim Schreiben seiner Fantasy-Bücher. Für „Der Herr der Ringe“ entwickelte er sogar eine eigene Sprache, das Elbisch – dazu eine eigene Grammatik. Übrigens, als ich mich einmal ganz gut durch die englische Ausgabe des ersten Harry-Potter-Buches „gearbeitet“ hatte, bekam ich Mut den Herrn der Ringe im Original zu lesen – was ich nach wenigen Seiten vollkommen entnervt aufgab, zu kompliziertes Englisch! Ja, gerade die Arbeit am Wort – natürlich die Arbeit am englischen Wort – war Tolkien so wichtig. Und Engländer war er durch und durch – kaum machte die Familie Tolkien Urlaub außerhalb der „Insel“.
Nach „Der kleine Hobbit“ wurde dann im Sommer 1954 „Der Herr der Ringe“ veröffentlicht und diese Trilogie war ein Welterfolg. Vor allem viele Studierende im angloamerikanischen Raum lasen die Geschichte vom Hobbit Bilbo Beutlin aus dem Auenland mit großer Begeisterung. Und Zeitungen bis zur „Times“ lobten die Erzählkunst Tolkiens aber auch seine originelle Behandlung von Themen wie Landflucht, Industrialisierung, Umweltverschmutzung und Traditionsverlust – manche Zeitung führte das dann auf sein Katholisch-Sein zurück.
Im Zuge der Presse-Veröffentlichungen wurden gern Allegorien zu Historischem und seinem Fantasy-Werk gezogen: Das Land Mordor sei das deutsche Nazireich, die Figur Galadriel die Lourdes-Madonna, Aragon der wiederkehrende Christus – das alles lehnte Tolkien entschieden ab. „Ich hasse von Herzen die Allegorie in alle ihren Erscheinungsformen“, schrieb er einmal. Die Auenland-Erzählungen seien eher ein Aufleuchten Gottes in der großen Welt-Geschichte.
Tolkien war ein Leben lang mit seiner Frau Edith verheiratet, 1966 feierten Sie noch Goldene Hochzeit. Edith wurde danach schwerkrank von Tolkien bis zu ihrem Tode gepflegt. Zwei Jahre später starb der 81-jährige J.R.R. Tolkien am 2. September 1973, das war vor 50 Jahren.
Thomas Bohne