Dieter Nuhr auf Tour, so hieß es am 11. Januar in der Quarterback Immobilien Arena in Leipzig. Er ist bekannt als einer, der auch „Shit-Storms“ auslösen kann: vor einiger Zeit nach einer ARD-Sendung, allerdings ohne Folgen – Nuhr blieb.
Jetzt Nuhr in Leipzig, die Arena war mit ca. 5.000 Leuten gut gefüllt – man hörte, er könnte mehr reinlassen – will aber bei einem zu großen Publikum den Publikumskontakt nicht verlieren.
Und diesen Kontakt hält er. Immer mal wird da ganz direkt in die Arena-Halle hineingerufen, dass wir doch jetzt nicht nur pessimistisch sein wollen. Ja wir wollen doch fröhlich sein. Die Kapelle auf der Titanic hat doch auch fröhlich gespielt, und schon lag die ganze Halle flach.
Das passierte allerdings nicht immer, beispielsweise als Nuhr zu dem großen Wahlerfolg der AfD im Osten sich äußerte.
Auch mancher Polit-Witz wurde nicht immer mit großem Applaus quittiert. Auffällig dabei war: Robert Habeck bekam die meiste und Friedrich Merz die geringste Prügel.
Dann gab’s natürlich die gewohnte Nuhr-Gesellschafts-Kritik. Glanzstück schien dabei die Taschen-Erzählung im Supermarkt zu sein. Das war umwerfend. Ob da die Frau von Dieter Nuhr auch so unbeschwert lachen kann, sei mal dahingestellt – aber erzählerisch grandios.
Fast still wurde es in der Quarterback Immobilien Arena als Nuhr über die genetische Zusammensetzung von Schwein und Mensch philosophierte und den Rat gab: Passen Sie auf, auf welcher Seite Sie dann an der Theke beim Fleischer stehen. Mancher und manche im Publikum vermutete, dass es jetzt religiös wird, aber Fehlanzeige, da hielt sich der Kabarettist Nuhr sehr zurück, auch mit Kirchenkritik.
Ihm ging es eher um die ganze Gesellschaft: um die Kinder, die nicht mehr „auf Leistung hin“ erzogen werden und die Bundes-Bahn, die so kommt, wenn der Tod mit der selben käme dauert’s EWIG.
Erstaunlich wie lange der 64-jährige Nuhr da allein auf der Bühne stand: über 100 Minuten Programm und dann noch 15 Minuten als Zugabe.
Sicherlich, so eine kurzweilige Ein-Mann-Show erlebt man in Leipzig nicht so oft – und das Made in Germany.
Thomas Bohne