Die Aufführungen des „Weihnachtsoratoriums“ von J.S.Bach (1685-1750) gehören traditionellerweise zur Adventszeit. In den letzten Jahren vor der Corona-Krise erlebten sie sogar eine gewaltige Steigerung – vielleicht nicht unbedingt qualitativ, wohl aber quantitativ.
Nun ist diese Tradition schon zum zweiten Mal zunichte gemacht. Wie damit umgehen?
So wie alles Negative wenigstens einen kleinen positiven Aspekt hat, so auch hier.
Der Verzicht auf die Konzertaufführungen des Weihnachtsoratoriums könnte uns wieder bewußt machen, daß das musikalische Werk aus sechs eigenständigen Kantaten besteht, die ursprünglich nicht insgesamt, sondern einzeln in den Hauptgottesdiensten der Weihnachtszeit dargeboten wurden.
So wäre es durchaus möglich, die verschiedenen Kantaten getrennt zu hören: idealerweise an den entsprechenden Weihnachtstagen oder (wem das lieber ist) als sechstägige Einstimmung auf das Weihnachtsfest.
Tonträger (LP, CD, Youtube etc.) dürfte es dafür genug geben.
Ich selbst greife gern zu einer Aufnahme mit dem Thomanerchor unter Kurt Thomas aus dem Jahre 1958. Die Chöre wirken zwar – im Gegensatz zu modernen Aufnahmen – recht betulich. Dafür aber bürgen die Namen der Solisten für Qualität: Agnes Giebel, Marga Höffgen, Josef Traxel, Dietrich Fischer-Dieskau.
Nutzen wir das Mögliche.
Eberhard Thieme CO