Es beginnt mit einer Landstraße, links und rechts kein Baum kein Strauch – eine Wüstenlandschaft bei sengender Hitze. Und ein als orthodoxer Jude erkennbarer Mann, um die dreißig, läuft mit einer Tasche in der Hand – aus dem Off erzählt er von einem Mann, der ihm zum Freund wurde. Dann kommt eine kurze Pause und die Bemerkung, dass er die ganze Geschichte jetzt erstmal von vorn erzählen muss.
Und dann beginnt die Geschichte mit einer jüdischen Gemeinde im ägyptischen Alexandrien, es geht um die Pessach-Feier, die erst mit 10 Männern komplett ist, da sind aber nur 9. Es fehlt also ein Mann, der wichtig ist – sonst wird die Gemeinde aufgelöst und ihr Vermögen geht an den ägyptischen Staat. Der zehnte Mann aber, ist Ben – den hatten wir ja zu Beginn schon gesehen.
Ein zweiter wichtiger Mann kommt so zwanzig Minuten später in die Geschichte. Das ist Adel, ein mürrischer Beduine. Beide laufen sie nun gemeinsam durch die Wüste.
Die ganz Zeit frage ich mich als Zuschauer, was ist denn da das Problem? Wann kommt der Konflikt? Die beiden werden es schon schaffen: der eine als Jude, der andere als Moslem. Weit gefehlt! Denn immer mehr kommt Schwung in die Geschichte. Später kommt noch eine christliche Komponente in diesen Film hinein. Und das Ende des Films ahnt man nicht.
Ich habe schon lange nicht mehr einen Film mit so einem pointen- und wendungsreichen Drehbuch gesehen.
Zugegeben, man muss etwas Geduld mit dem Film haben. Allerdings gibt es zu Beginn schöne Dialoge und manchen Gag, was das „Warten“ auf die eigentliche Geschichte verkürzt.
Und es gibt zwei herausragende Darsteller, Luzer Twersky und Haitham Omari.
Außerdem nehmen die Scope-Bilder einen wirklich in die Wüste mit.
Wenn ich nicht immer mal den frischen Windzug im klimatisierten Kino gespürt hätte, wäre ich wirklich in dieser sengenden Wüsten-Hitze mittendrin gewesen.
„Nicht ganz Koscher – eine göttliche Komödie“ ist nicht nur ein exzellenter Film über einen orthodox gläubigen Juden im 21. Jahrhundert. Das Ganze ist auch eine wahrhaft kinematographische Predigt zum Thema Gottes-Glaube. Als Theologe könnte ich das nicht besser sagen und auch nicht besser ausdrücken.
Sicherlich ist dem Regie-Duo Stefan Sarazin und Peter Keller ein Film gelungen, der sich in dieser Geschlossenheit und Stringenz so schnell nicht wiederholen lässt.
Mit Blick auf den Starttermin im Sommer möchte ich behaupten, dass da eine wirkliche Kinoperle am sommerlichen Kinohimmel 2022 im Anrollen ist.
Thomas Bohne
Mitglied der Katholischen Filmkommission
Bild: Nicht ganz Koscher-Filmplakat
NICHT GANZ KOSCHER-EINE GÖTTLICHE KOMÖDIE
Deutschland 2022
Regie: Stefan Sarazin und Peter Keller
Darsteller: Luzer Twersky und Haitham Omari
Kinostart: 4. August 2022
Länge: 120 Minuten
Auszeichnungen: Fritz-Gerlich-Preis (Preis der katholischen Publizistik)
Deutscher Drehbuchpreis