„Walt Disney“ – das ist ein Name, der schon Publikum garantiert. Und auf dem Plakat der Quarterback-Immobilien-Arena-Leipzig musste dann auch nichts weiter stehen: weder die Solisten – nicht einmal, dass da solistisch gesungen wird oder der Name des Orchester-Dirigenten, nichts! Nur: „Walt Disney-100 Jahre“.
Und das reichte dann schon. Knapp 3.000 Interessierte waren an diesem 1. Mai gekommen, sogar Kinder, obwohl erst 20 Uhr diese Kindervorstellung für Erwachsene begonnen hatte.
Ja, das fiel mir bei „Walt Disney“ dann auch gleich ein; der Spruch eines alten Pfarrers während meiner „Prediger-Ausbildung“: „Willst Du eine Predigt halten, die jeder versteht, dann musst Du eine Kinder-Predigt halten“.
Das scheint auch das Prinzip von „Walt Disney“ zu sein: Unterhaltung für Kinder, die dann natürlich das Prädikat Familienfilm bekommt und in der Film-Branche hohe Einnahmen garantiert. Übrigens: Der Disney-Hit „König der Löwen“ aus den Neunzigern erbrachte um die 800 Millionen Dollar Einnahmen – das war mehr als der Steven-Spielberg-Hit „Jurassic Park“ von 1993.
Aber jetzt wieder zum Walt-Disney-Abend in Leipzig. Es wurde moderiert, es wurde gesungen und es spielte das „Hollywood-Orchester“. Und es waren Ausschnitte aus Disney-Filmen zu sehen; letztlich das perfekte Show-Konzept.
Im ersten Teil ging es eher um Filme aus der Anfangszeit von Walt Disney. Als der Moderator den Titel dieses Werkes mit der filmischen Umsetzung des Zauberlehrlings von Johann Wolfgang von Goethe aus dem Publikum herauskitzeln wollte, gab es eher eine Fehlanzeige. Dieses Ausnahmewerk von Walt Disney mit nur Musik und Zeichentrick, diesen Film „Fantasia“ von 1940 schien hier im „Osten“ kaum jemand zu kennen.
Ganz nebenbei: vor 1989 liefen in der DDR, also im „Osten“, ganz wenig Walt-Disney-Filme im Kino. Meines Wissens lief hier nur „Dornröschen“ aus dem Jahre 1959, der im „Westen“ eher ein „Flopp“ war – kein „Dschungelbuch“ mit „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ oder „Marry Poppins“ mit „Supercalifragilisticexpialigetisch“, was natürlich jetzt alles in Leipzig erklang und durchaus im Publikum bekannt war.
Es dauerte ein ganzes Weilchen bis so richtig Stimmung aufkam und die wenigen Kinder so ganz unbekümmert zu den verschiedenen Titeln vor der Bühne tanzten. So richtig störend war das Sicherheitspersonal in Leipzig. Mit Taschenlampen-Licht wollte man ungebetenen Video-Filmern auf die Schliche kommen. Das konnte keiner so richtig verstehen – dass Fotografieren erlaubt, Filmen aber verboten war. Erfahren hat man das allerdings nur von den Ordnern selbst, nicht durch Ansage in der Halle oder durch schriftliche Hinweise.
Alles in allem aber war „Walt Disney 100 Jahre“ eine gelungene Show mit viel Glanz und Hollywood-Glamour, mit bezaubernden stimmlichen Darbietungen und einer klaren Show-Dramaturgie. Und, ganz klar, es endete die Show mit „König der Löwen“, den beeindruckenden Filmsequenzen vom Anfang des Films, den Liedern „Circle of Life“ und „Hakuna Matata“, das musste sein!
Beim Gehen fiel mein Blick nochmal auf die Leinwand und noch immer stolzierten da bekannte Figuren über die Leinwand, herzerwärmend.
Schon das war die Reise zu „Walt Disney 100 Jahre“ in die Quarterback-Immobilien-Arena nach Leipzig wert: Die Film-Parade der vielen liebenswerten Disney-Figuren – einfach ein Traum!
Thomas Bohne CO