Die Kinderbücher mit „Kannawoniwasein!“ von Martin Muser sind bekannt. Seit 2019 sind sie auf dem Markt und werden gern gelesen. Da dauert es dann auch nicht lange, dass Filme-Macher auf den Stoff aufmerksam werden und die deutsche Film-Förderung „aktiv“ wird, denn das verspricht ja zumindest Einnahmen und Publikum – zumindest durch jene, welche die Bücher gelesen haben.
An diese „Prozedur“ ist man nun im deutschen Kino-Geschäft bereits gewöhnt, leider auch im Bereich des Kinder- und Jugendfilms. Beispiel dafür waren „Tschick“, „Pubertier“ oder die Alfons-Zitterbacke-Bücher; und dann natürlich die aufwendigen Fernsehproduktionen mit Neuverfilmungen der grimmschen Märchen. Eine seltene Ausnahme war damals der Kinder- und Jugendfilm „Unheimlich Perfekte Freunde“ (2020), das war ein innovativer Autorenfilm mit einer tollen Story, die es vorher noch nicht als Lesestoff gab. Aber wie gesagt: Eine Ausnahme.
Und jetzt wieder zum Regel-Fall: „Kannawoniwasein!“
Für den 10-jährigen Finn (Miran Selcuk) endet erstmal der geplante Wochenendurlaub beim getrennt lebenden Vater mit einem Desaster, der Vater ist beruflich angespannt und hat keine Zeit, und Sohnemann muss wieder nach Hause zu Mutti fahren, die eigentlich auch keine Zeit hat. Und nun sitzt Finn mit seinem viel zu großen Rucksack im Zug und: Er wird beklaut, von einem Trickbetrüger.
Das ist dann der Auftakt zu einem Road-Movie, das wirklich Spaß macht. Anfangs wirkt das alles noch etwas holprig und die Dialoge der talentierten Kinderdarsteller kommen zunächst allzu auswendig gelernt daher, aber dann kommt der Stoff um „Kannawoniwasein!“ ziemlich schnell in Fahrt.
Der Regisseur Steffan Westerwelle hatte die gute Idee, das Ganze als groteskes Märchen mit schrulligen Typen, männlichen wie weiblichen, zu erzählen. Wie aus heiteren Himmel tauchen da merkwürdige Geschäfte, Verkaufs-Wagen, ein Tankstellenbetreiber oder Rocker-Banden auf und verschwinden auch wieder.
Das alles mit Witz und auch Tiefgang, FSK-freundlich und kindgerecht erzählt und immer wieder auch Dialoge, die in die tiefere Dimension vordringen – was wohl auch auf die literarische Vorlage zurückgeht. Konsequent märchenhaft dann auch der Schluss, der ging am durchaus kritisch gestimmten Rezensenten nicht ganz ohne Tränen vorbei. Der Kinostart im August verspricht einen Film so um die Sommerferien, durchaus mit der ganzen Familie.
Thomas Bohne
Mitglied der Katholischen Filmkommission
Kannawoniwasein!
Deutschland 2023
Regie: Stefan Westerwelle
Hauptdarsteller: Miran Selcuk (Finn)
Länge: 90 Minuten
Kinostart: 17. August 2023