Es beginnt nahezu vorhersehbar. Ein vielbeschäftigter und erfolgreicher Geschäftsmann fährt mit seinem Caprio durch die französischen Berge, das Auto versagt und dann kommt ein Einheimischer, der kaum spricht und dem vielbeschäftigten Erfolgsmenschen und Tech-Champion das Auto repariert. Ja, der wortkarge Selbstversorger bietet sogar dem städtischen Eindringling Unterkunft und Essen in seiner Einsiedelei an. Doch, obwohl das alles so einladend und glatt zu beginnen scheint, entwickelt sich zwischen den beiden nun ein seltsames Gegeneinander, das erst später auch ein Miteinander wird – mit vielen Überraschungen, Situationskomik und Wortwitz.
Es macht wirklich Spaß dem Wortgewaltigen und dem Wortkargen zuzuschauen und vor allem: zuzuhören.
Ein Garant für diese durchaus gelungene Beziehungskomödie ist Regisseur Éric Besnard, der bereits im Jahre 2015 in unseren Kinos mit der Komödie „Birnenkuchen und Lavendel“ sehr erfolgreich war. Nun gehören ja Komödien mit zu dem schwersten Genre, welches das Kino kennt. Und, wenn ein Regisseur eine gute Komödie einmal gestartet hat, heißt das noch lange nicht, dass ihm eine weiter gelingt.
Ein weiterer Grund für das Gelingen von „Die einfachen Dinge“ sind zweifellos die beiden Hauptdarsteller. Und beide sind für mich keine Unbekannten:
Lambert Wilson, der den wortgewaltigen und vielbeschäftigten Vinzent spielt, begegnete mir schon 2010 in dem Religionsdrama „Von Menschen und Göttern“ als meditativer und wortkarger Abt Christian, in einer quasi nahezu gegensätzlich angelegten Rolle. Und Grégory Gadebois, der den wortkargen Einsiedler Pierre darstellt, sah ich 2020 – kurz vor Corona – in Polanskis „Intrige“ als intrigierenden zwielichtigen Kommandant Hubert Henry, auch in einer vollkommen anderen Rolle. Was bei die „Einfachen Dinge“ für die Wandlungsfähigkeit der Hauptdarsteller spricht.
Beide haben in dieser Komödie ganz große Auftritte: in lebhafter Erinnerung ist noch eine „Tanzszene“ mit Grégory Gadebois – die könnte einmal zu den charmantesten Anmach-Touren der Filmgeschichte aufsteigen.
Denn, eine Frau, Camil – gespielt von Marie Gillain – kommt in der Geschichte noch vor, da will ich jetzt aber nicht zu viel verraten.
Fast zum Schluss sei noch darauf hingewiesen, dass dem Film auch ein mit Tiefgang versehenes Drehbuch zu Grunde liegt – vom Regisseur höchst Selbst verfasst.
Und dann noch die Kameraarbeit von Jean-Marie Dreujou: Bilder von überwältigend schönen Landschaften, beeindruckende Portrait-Aufnahmen, ebenso Experimentelles gleich am Anfang können sich sehen lassen.
Also, mit Herbstanfang eins nicht verpassen: Ins Kino gehen und „Die einfachen Dinge“ ansehen, ein idealer und herzerfrischender Abschied vom Sommer.
Thomas Bohne
Die einfachen Dinge
Frankreich 2022
Regie: Eric Besnard
Mit: Lambert Wilson, Grégory Gadebois und Marie Gillain
Länge: ca. 96 Minuten
Kinostart: 21. September 2023