Kinotipp: 15 Jahre – ein Genre-Mix wie das Leben mixt

Jenny (Hannah Herzsprung) hat 15 Jahre unschuldig im Gefängnis gesessen. Jetzt putzt sie im Musikkonservatorium und offenbart fast zufällig ihr Talent als einst gefeiertes Wunderkind.

Bei einer Fernsehshow trifft sie dann auf ihren einstigen Geliebten und Peiniger, jetzt mit Künstlernamen Gimmiemore (Alexander Schuch), denn der war der Mörder und da gibt es immer noch eine offene Rechnung.

Hinzu kommt eine zweite Liebesbeziehung. Jenny soll mit dem syrischen Sänger Omar (Hassan Akkouch) in besagter Talentshow auftreten – auch Omar hat eine Geschichte mit Verlust, Leid, Ungerechtigkeit und Sterben hinter sich.

Bild: 15 Jahre – Jenny

Was sich nun über 144 Minuten entwickelt ist ein faszinierender Mix aus Musik – auch Musical – Liebesdrama und Thriller. Alles auf höchstem Niveau!

Das Drehbuch ist exzellent gebaut, nie wird es im Film langweilig und der Schluss überrascht und trotzdem ist er nachvollziehbar und logisch.

Sicherlich, das große Poem mit dem fulminanten Schluss ist „15 Jahre“ nicht. Aber ganz große Momente hat der Film an vielen Stellen, manchmal stockt da der Atem.

Der Regisseur Chris Kraus realisierte nun nach seinem Erfolgsfilm „4 Minuten“ im Jahre 2006 – fast genau 15 Jahre später – diese internationale Koproduktion „15 Jahre“ mit hohem Aufwand.

Bild: 15 Jahre – Gimmiemore

Rausgekommen ist einmal überzeugendes Schauspielerkino, vor allem für Hannah Herzsprung als unschuldig Verurteilte Jenny und auch für Alexander Schuch als männlicher Gegenpart Gimmiemore. Andererseits ist „15 Jahre“ auch kostenintensives Ausstattungskino, besonders wenn ich an die Showteile und die mit ausgefeilter Lichtregie gestalteten Szenen denke.

Auch findet sich eine interessante im Film angelegte religiöse Spur: Die Diakonin Markowski (Adele Neuhauser) erklärt in ihrem christlich-therapeutischen Haus am vielleicht kitschigsten Weihnachtsbaum, den ich seit langem gesehen habe, dass Jesus nach schwerstem Unrecht seinen Peinigern vergeben hat.

Das zielt natürlich klar auf Jenny, die immer noch Rachegedanken gegenüber Gimmiemore hegt. Und, es „wandert“ ein Kreuz zu Jenny, dann gibt sie es ab, letztlich hat sie das Kreuz wieder – bildhaft für den „Kreuzweg“, den Jenny da geht.

Der Film „15 Jahre“ spielt zu Weihnachten und teilweise im Winter.
Das passt durchaus zum Kinostart im Januar.

Thomas Bohne, Mitglied der Katholischen Filmkommission

 

15 Jahre
Produktion: Deutschland, Österreich, Luxemburg 2023
Mit: Hannah Herzsprung und Alexander Schuch
Regie: Chris Kraus
Länge: 144 Minuten
Kinostart: 11.01.2024