Neue Stolpersteine in Leipzig – ein Stück Heimat- und Weltgeschichte

Bild: Sieben Gedenksteine an die Familie Gottschalk in der Weinliegstraße

Letzte Woche, am 7. März 2024, sind in Leipzig wieder Stolpersteine gesetzt worden, die an jüdische Mitmenschen aus der Zeit des Nationalsozialismus erinnern.

So erinnern in der Weinliegstraße (Leipzig-Gohlis) sieben solche Steine an die Familie Gottschalk und vor einem von diesen fiel mir in dieser Woche ein hingestelltes Grablicht auf: bei Gerda Gottschalk.

Diese Frau ist mir sogar persönlich bekannt. In den 90iger Jahren war sie öfters in den Räumen des Leipziger Oratoriums zu Gast, damals in der Karl-Heine-Straße 110.

 

Bild: Stolperstein für Gerda Gottschalk

Gerda Gottschalk erzählte mir bei ihrem Besuch, dass sie ihr Leben dem Oratorianer-Priester Josef Gülden verdankt, der an einen damals jungen Theologiestudenten einen Brief schrieb und letztlich ihre Flucht aus dem KZ Stutthof bei Danzig ermöglichte. Dieser Student hieß Stephan Pfürtner und auf dem Gräberfeld des Leipziger Oratoriums in Leipzig-Plagwitz wird an ihn erinnert.

Da steht auf dem Grabstein von Gerda Gottschalk , dass Stephan Pfürtner auf Vermittlung des Leipziger Priesters Josef Gülden im Jahr 1944 dieser Jüdin die Flucht ermöglicht hat. (Stephan Pfürtner hat wegen dieser Tat sogar einen Gedenkbaum innerhalb der Gedenkstätte „Yad vashem“ in Jerusalem bekommen)

 

Bild: Grabstein von Gerda Gottschalk auf dem Friedhof Leipzig-Plagwitz (Stockmannstraße 13) mit einem Gedenken an ihre Rettung durch Stephan Pfürtner und Joseph Gülden CO

Die gerettete Gerda Gottschalk ist Leipzigerin, wurde Christin und war hier bis zur Machtergreifung der Nazis auch Schauspielerin am Leipziger Schauspielhaus.

Das gehört inzwischen alles zur Heimat- wie auch zur Weltgeschichte.

Und es hat mich sehr gefreut, dass ich in diesen Tage einfach über ein Stück Geschichte in meiner Heimatstadt Leipzig „gestolpert“ bin.

 

Thomas Bohne