Bachfest 2025 – Kammerkonzert im Mendelssohn-Saal

Das diesjährige Leipziger Bachfest findet vom 12.-22. Juni statt und steht unter dem Motto „Transformationen“. Gemeint sind dabei die musikalischen Übertragungen, die Johann Sebastian Bach selbst in seinen Werken vorgenommen hat bzw. die von späteren Komponisten arrangiert wurden.

Bild: Bachdenkmal in Leipzig

Am Sonntagabend, 15. Juni, gestaltete das Gewandhaus Brass Quintett ein Kammerkonzert im kleinen Saal des Gewandhauses. Auch da ging es natürlich um Bach und und seine für Blechbläser transformierte Musik.

Die Krönung war für mich dabei die Darbietung von Bachs Toccata und Fuge d-moll BWV 538 (bearbeitet vom kanadischen Trompeter Frederick Mills). Was bereits auf der Orgel kein leichtes Stück, forderte die Virtuosität der Bläser (im Zusammenspiel und in den Einzelläufen) im hohen Maße heraus. Das ließ sich nicht mehr steigern, weshalb es gut war, dass dieses Werk den Abschluß des Konzertes bildete.

Außerdem erklangen noch drei Stücke aus Bachs „Kunst der Fuge“, die Contrapuncti I, VIII und IX. Da Bach für diese Fugen-Sammlung keine Instrumentalbesetzung vorgeschrieben hatte, läßt sich das Werk auf verschiedene Weise interpretieren; auch die Darbietung durch ein Blechbläser-Ensemble ist praktikabel und gelang in diesem Falle sehr eindrücklich.

Um den Bezug zur Gegenwart herzustellen, erklang zwischen den Bach-Stücken jeweils ein zeitgenössisches Werk. Das hörte sich teils interessant, teils gewöhnungsbedürftig an. Jedenfalls bekamen wir einen Eindruck von der Vielfalt moderner Musik. Sogar zwei Uraufführungen waren darunter: das „Blechballett in 5 Episoden“ von Peter Dörpinghaus (Jg. 1990) und die „Busfanfare“ von Steffen Schleiermacher (Jg. 1960).

Bild: Programmheft (außen)

Darüber hinaus betätigten sich die fünf Musiker als Moderatoren, wobei sie Interessantes über ihre Blasinstrumente und über die jeweiligen Musikstücke vermittelten.

Diese Mischung aus Alt und Neu, aus Musik und Wort wirkte sehr unterhaltsam. Allerdings fehlte mir bei den modernen Werken der musikalische Bezug zu Bach.

Möglicherweise stehe ich mit dieser Kritik allein; denn der tosende Applaus am Schluß zeigte reine Begeisterung an und erzwang gewissermaßen eine Zugabe: Nicht mit Bach, sondern mit dem Lied „Guten Abend, gute Nacht“ von Johannes Brahms schickten die Musiker uns nach Hause.

Eberhard Thieme