Betrachtung zu Lukas 12 (Evangelium v. 20.Sonntag i. Jahreskreis, 14.08.22)

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen.
Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!
Ich muss mit einer Taufe getauft werden
und wie bin ich bedrängt, bis sie vollzogen ist.
Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf der Erde zu bringen?
Nein, sage ich euch, sondern Spaltung.
Denn von nun an werden fünf Menschen im gleichen Haus in Zwietracht leben:
Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei;
der Vater wird gegen den Sohn stehen
und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter
und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter,
und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter. (Lk 12, 49-53)

 

„Der Geist des Herrn weht wo er will, nur nicht dort wo er soll“, sagt wohl der Volksmund.

Naja, darauf könnte man kommen, wenn man diesen Evangeliumtext des Lukas-Evangeliums liest: “Spaltung“, „Zwietracht“, „Drei werden gegen zwei stehen“ usw. Verstörend. Was soll das? Sicherlich, ein alter Text, der auch seinen historischen Kontext hat.

In der Gemeinde des Lukas, so um 80 n. Chr., gehörte es offensichtlich zum Alltag, dass der Glaube an diesen Jesus Christus auch die Familien gespalten hat. In frühchristlichen Quellen im 1. bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. lesen wir davon, dass Väter beispielsweis Ihre Töchter bei der römischen Behörde wegen ihres Christus-Glaubens angezeigt haben und sogar bei deren Hinrichtung als Zeugen dabei waren. Lange her, werden einige einwenden.

Aber wenn wir ehrlich sind, fordern persönliche Einsichten und persönliche Geisterfahrungen zu Entscheidungen, zwangsläufig, zu ganz persönlichen Entscheidungen heraus. Und solche Entscheidungen finden in den seltensten Fällen die Zustimmung der ganzen Familie – das war damals vor fast 2000 Jahren so, und ist es auch heute.

Thomas Bohne