Der Passfälscher

Wieder ein Film über die Nazi-Zeit, wieder über den Holocaust des jüdischen Volkes und doch ist dieser Film „Der Passfälscher“ ein ganzes Stück anders geraten als viele Drittes-Reich-Filme: leichter, unbeschwerter und unwahrscheinlich differenziert. Da wird gezeigt wie die Hauptfigur unbeschwert in Nazi-Kreisen diniert, eine Jüdin sich für Essensmarken prostituiert und eine Vermieterin schamlos die Notlage ihres jüdischen Mieters ausnutzt – zum Schluss aber dann doch sehr hilfreich ist.

Mit Akkurates gestaltete Film-Sets und einer Erzählweise die Lust beim Zuschauen verbreitet, das ist „Der Passfälscher“. Die Filmemacherin Maggie Peren hat den echten Cioma Schönhaus noch in der Schweiz getroffen bevor er mit fast 93 Jahren im Jahre 2015 verstarb.

Damals gelang ihm mit gefälschten Papieren 1943 die Flucht in die Schweiz. Seine Eltern und viele aus seiner Familie kamen in Konzentrationslagern ums Leben – das erzählt der Film aber alles nicht. Erzählt wird dagegen wie dieser Cioma Schönhaus ein nahezu unbeschwertes Leben im Nazi-Berlin von 1942 führt. Aber er hilft und er bringt sich dabei in Gefahr. Im Herbst 42 beginnt er für den Widerstandskämpfer Franz Kaufmann Pässe zu fälschen. Da beweist Cioma Handwerk und erstaunliches Können: an originalen Pässen wechselt er die Passbilder, zeichnet Stempel neu nach, und: es funktioniert.

Bild: Cioma Schönhaus und Franz Kaufmann „bei der Arbeit“

Das alles kann man vor der Kinoleinwand miterleben und wird quasi in die Kunst und Faszination dieses Handwerks mit hineingenommen, und die Regisseurin lässt sich dabei viel Zeit.

Mit dem sich sehr jugendlich und charmant gebenden Louis Hofmann hat Maggie Peren allerdings einen herausragenden Hauptdarsteller gefunden, der seine Figur vielschichtig und oftmals recht ambivalent darstellt – wie das echte Leben eben.

Vom Bild her ist „Der Passfälscher“ oft ins Halbdunkel „getaucht“, aber satte Farben bestimmen häufig den Film.

Vieles wird in „Der Passfälscher“ nicht erzählt, aber der Film zeigt sehr anschaulich, wie man sich in einer schrecklichen Zeit eine enorme Lebensqualität und Lebensfreude bewahren kann.
Ein Kino-Besuch würde sich lohnen.

Thomas Bohne
Mitglied der Katholischen Filmkommission

 

Der Passfälscher
Produktion: Deutschland/Luxemburg 2022
Regie: Maggie Peren
Mit Louis Hofmann
Länge: 115 Minuten
Kinostart: 13. Oktober 2022