Elton John war in Leipzig, zum 7. oder 8. Mal schon – wie man den Veranstalter-Texten entnehmen konnte. Aber nun wohl zum letzten Mal. „Farewell“ (Abschied) – Tour“, so der Titel seiner aktuellen Reihe. „Yellow Brick Road“, das konnte man noch als Unterzeile lesen – in Anspielung auf den Judy-Garland-Film „The Wizard of Oz“ aus den 30-iger Jahren.
Und das zog sich auch durch die ganze Show – immer wieder Filme und Film-Größen.
Beispielsweise da der Titel „Candle in the Wind“, sehr bekannt geworden als Lied für Prinzessin Diana, aber ursprünglich geschrieben für die Filmdiva Marilyn Monroe. Dazu waren sehr seltene und intime Aufnahmen dieser Film-Ikone aus den 50-iger und 60-iger Jahren zu sehen.
Wer nun eine reichliche Woche davor beim Rammstein-Konzert dabei war, erlebte jetzt eine „kleinere“ Show, nicht nur weil bei Elton John knapp 30 Tausend Zuschauer*innen dabei waren – bei Rammstein waren es weit über 80 Tausend (in zwei Vorstellungen). Auch die Art der Darbietung war eine vollkommen andere: bei Rammstein die große Rock-Oper mit einer gigantischen Inszenierung, bei Elton John die verhaltene Kino-Atmosphäre mit Konzentration auf Film-Bild und Melodie.
Während bei Rammstein fast bekenntnishafte religiöse Texte zu hören waren, fand sich jetzt bei Elton John kaum eine Spur von Religion. Dagegen kultivierte Andershaftigkeit – immer mit übergroßer und buntgeränderter Brille, dann mal im bunten Sakko und dann mal im Pyjama-Mantel, wie sich der Meister öfters gerne zeigte.
Anfangs schien es gar nicht so richtig loszugehen. Elton John setzte sich fast unbemerkt kurz nach 19.00 Uhr an seinen Flügel und spielte einfach los – nicht besonders mitreisend, fast zu routiniert.
Aber dann ging nach einer reichlichen halben Stunde doch immer mehr die „Post ab“. Da hatte auch die Band mit Elton Johns alten Musik-Weg-Gefährten richtig gut zu tun, und das nicht ohne Wirkung. Was diese älteren Herren, weit über 70, da noch zeigten und zu Wege brachten, ringt Hochachtung und Respekt ab. Das war Professionalität und Leidenschaft zugleich, und das Publikum wollte auch gar nicht mehr Ruhe geben. Und plötzlich, nach zwei Stunden, waren alle verschwunden und man dachte Jetzt ist Schluss, aber nein, Elton John kam nochmal und lieferte eine traumhafte Schluss-Coda ab, bis er dann auf der „Yellow Brick Road“ kinematographisch entschwand – und nun kam der Meister nach zweieinhalb Stunden Konzert auch nicht mehr zurück.
Es war schön, einen Superstar und ein Stück Welt-Kultur in Leipzig erlebt zu haben.
Thomas Bohne CO