Kapitel 2024 des Leipziger Oratoriums – lehrreich und modern

Bild: Bildungsgut Schmochtitz

Traditionell gab es wieder in der ersten Januarhälfte das Jahreskapitel des Leipziger Oratoriums im Bildungsgut Schmochtitz bei Bautzen.

Wie jedes Jahr gibt es an zwei Tagen einen thematischen Teil, der sich am ersten Tag in einen geschichtlichen, am zweiten in einen modernen bzw. einen visionären Tag gliederte.

Natürlich lässt sich auch im östlichsten Zipfel Deutschlands die Gegenwart nicht ausblenden – denn der Bauernstreik machte es unserem Referenten Dr. März aus Dresden unmöglich, die 50 Kilometer ins Bildungsgut zurückzulegen. Daher nutzten wir die moderne Technik gleich am Montag und erlebten ihn mit einem Vortrag per Video über den ersten Bischof des 1921 neugegründeten Bistums Meißen nach der Reformation: Bischof Christian Schreiber. Dieser Bischof ist für uns Leipziger Oratorianer deshalb interessant und wichtig, weil unter seiner Vermittlung und Hilfe die Gründung des Leipziger Oratoriums im Jahre 1930 möglich wurde. Wir erfuhren beispielsweise, dass Bischof Schreiber den Mitgründer des Leipziger Oratorium Pfarrer Theo Gunkel persönlich kannte – Gunkel war einmal am Priesterseminar in Fulda, wo Schreiber Regens war. Diese Bekanntschaft führte dazu, dass diese jungen Priester aus dem Westen Deutschlands nach Sachsen und letztlich nach Leipzig gelangten.

 

Bild: Stefan Wick beim Vortrag

Die vier Gründer (Theo Gunkel, Paul Dessauer, Heinrich Kahlefeld und Ernst Musial) kamen eher aus volkskirchlich-katholischen Gegenden und sahen die evangelische Prägung in Sachsen und das damals schon sehr unkirchliche Leipzig als Herausforderung und Chance an.

Am Nachmittag sprach dann Diakon Dr. Stefan Wick von der deutschen oratorianischen Föderation über das publizistische Werk des am 28. Dezember 2023 verstorbenen Oratorianers Dr. Michael Ulrich. Es war beeindruckend welch große Bandbreite an Veröffentlichungen der im Jahre 1928 in Halle geborene Michael Ulrich hinterlassen hat.

 

Bild: René Falkner beim Vortrag

Der nächste thematische Tag stand dann ganz im Zeichen der Moderne. René Falkner sprach als Inhaber der Firma „Firmenvideos René Falkner“ über den gegenwärtigen Stand unseres YouTube-Kanals „Oratorium des Hl. Philipp Neri – Leipzig Mitte“. Einmal gab es Informationen zum aktuellen Nutzerverhalten und der Reichweite des Kanals. Signifikant ist immer noch eine steigende Abonnentenzahl und eine „Gottesdienst-Gemeinde“ von 300 bis 400 Beteiligten wöchentlich.

Im zweiten Teil seines Vortrages überraschte René Falkner mit einem Einblick zum gegenwärtigen Stand von KI (Künstliche Intelligenz). Beispielhaft nahm er einen Prediger und präsentierte ihn im „glänzenden“ Italienisch – doch jeder wusste, dass der Prediger kein italienisch spricht.

Manchem und Mancher machte das „Angst“. „Trau zukünftig keinem Bild und keinem Film mehr“ war da die Erkenntnis im Raum. Sicherlich, KI ist gerade seit dem Jahr 2023 „kräftig auf dem Vormarsch“ und für uns als Verkündiger und Theologen gibt’s da eine Menge Herausforderungen – und so rundete am Nachmittag das Vortragen eines theologischen Artikels zu KI und eine anschließende Diskussion diesen modernen thematischen Tag ab.

Kurz gesagt, dieses Kapitel 2024 ließ uns mit Erkenntnissen nach Hause fahren, wie das lange nicht der Fall war.

Thomas Bohne