Der britische Erfolgsautor Robert Harris ist bekannt geworden durch Romane wie Vaterland (1992), Enigma (1995) und Konklave (2016). Letzterer ist nun unter dem deutschen Regisseur Edward Berger mit internationalen Stars wie Ralph Fiennes, Stanley Tucci und Isabella Rossellini verfilmt worden.
Mit diesem Spielfilm „Konklave“ ist nun eher konventionelles Kino herausgekommen, englisch-amerikanisch eben. Der Film erweist sich als handwerklich perfekt, publikumsorientiert – weiterhin: herausragend in der Bildgestaltung, der Belichtung und vor allem beim Filmschnitt, da bleibe ich beim Zuschauen dran. Auch wenn der Film eher ein großes Kammerspiel ist – so gut wie keine Außenaufnahmen – wird’s keine Minute langweilig.
Und dann ist „Konklave“ schauspielerisch grandios, besonders durch Ralph Fiennes als Kardinal Lawrence (Schindlers Liste, Der englische Patient) – aus meiner Sicht gehört diese Rolle in „Konklave“ hier zu den besten Darstellungen dieses Ralph Fiennes, das ist „Oscar-verdächtig“.
Inhaltlich ist „Konklave“ eine Hommage auf Papst Johannes XXIII. Da gibt es eine gut bekannte Anekdote über ihn, als er nach der Notwendigkeit des von ihm initiierten II. Vatikanischen Konzils (1962-1965) gefragt wurde. Da soll er im Vatikan-Palast zum Fenster gelaufen sein und dabei gesagt haben „Wir müssen die Fenster in der Kirche öffnen“. Gemeint hatte er da nicht das Gebäude, sondern die über die Jahrhunderte „angestaubte“ Institution Kirche.
Diese Bild-Sprache findet nun im Film „Konklave“ eine recht adäquate Umsetzung. Auch findet sich der wohl historische Satz dieses Konzils-Papstes (1958-1963) „Ich möchte Johannes heißen.“ im Film wieder.
Sicherlich, „Konklave“ von Edward Berger (Im Westen nichts Neues – 2021) ist durch und durch fiktionales Kino – aber nicht ohne aktuellen Bezug zu dieser Katholischen Kirche.
Ich hatte den Eindruck, die Filmcrew unter Regisseur Berger wollte keinem wirklich weh tun: den Kirchenkritikern und auch den Befürwortern dieser Kirche nicht. Und ich werde den Eindruck nicht los, dass „Konklave“ eine Ode auf die Reformfähigkeit der Katholischen Kirche ist – selbst, wenn sie immer noch als Altmänner-Kirche daherkommt.
Mit dieser Aussage-Absicht ist „Konklave“ wirklich auch originell und durchaus „augenzwinkernd“.
Ein Besuch im Kino lohnt sich auf jeden Fall.
Thomas Bohne
Mitglied der Katholischen Filmkommission
Konklave
Original: Conclave
Produktion: USA/Großbritannien 2024
Mit: Ralph Fiennes (Kardinal Lawrence), Stanley Tucci (Kardinal Bellini), Isabella Rossellini (Schwester Agnes)
Regie: Edward Berger
Länge: 120 Minuten
Kinostart: 21. November 2024
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