Er gilt als der letzte Universalgelehrte. Er wurde europaweit geehrt und war sogar Hofrat: Gottfried Wilhelm Leibniz. Er lebte von 1646 bis 1716, wurde in Leipzig geboren und hat dort die Nikolaischule – neben der Nikolaikirche – besucht.
Nun gibt aktuell in dem Kino-Film „Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes“ die preußische Königin Charlotte (Anonia Bill) den Auftrag zu einem Bild von ihrem ehemaligen Lehrer – dessen Schülerin sie einst war und den sie immer noch hoch verehrt.
Anfangs kommt der etablierte Maler Pierre Albert Detalandre (Lars Eidinger) mit schablonierten Bildern, wo nur noch das Gesicht fehlt – doch die Zusammenarbeit mit Leibniz (Edgar Selge) währt nicht lange. Das wird im Film pittoresk und witzig umgesetzt.

Anders wird es erst bei der niederländischen Malerin Aaltje Van De Meer (Aenne Schwarz). Anfangs ist sie als Mann verkleidet und dann recht selbstbewusst als Frau agierend.
Die Gespräche sind genussvoll philosophisch und das Zusammenspiel und Miteinander der beiden – Wissenschaftler und Künstlerin – ist phänomenal erquickend. Da kommt der Film so richtig in Fahrt. Als Zuschauender schaue ich gespannt den optischen und darstellerischen Experimenten zu – das sind optische wie auch schauspielerische Kabinettstücke!
Verantwortlich für diesen Opus von Film ist der 92-jähriger Edgar Reitz – ein Altmeister des deutschen Films. Man fragt sich immer wieder, wie es Reitz geschafft hat dieses Filmprojekt umzusetzen – jahrelang hat er es geplant und betrieben.
Denn im Film passiert wenig, der Fokus liegt auf dem Dialog, dem Nachdenken und dem optischen Experiment: Mit nahezu geometrisch, mathematisch austarierten Bildern im „herbstlichen Gewand“ – alles mit großer Ruhe, fast in Stille, gefilmt. Das ist im Kino eigentlich nicht üblich, da will ich eher mitfühlen und betroffen sein. Und nicht einen Lehrvortrag hören oder sehen: über eine Rechenmaschine beispielsweis oder das duale Zahlensystem, das mit 0 und 1 alles beschreibt – Oder vielleicht doch!?
Also, mit herbstlichen Bildern draußen und an niederländische Malerei erinnernden Bildern innen werde ich vor allem durch die Gedankenwelt dieses Gottfried Wilhelm Leibniz geführt.
Lasse ich mich auf diese über 100 Film-Minuten ein, erfahre ich viel über Malerei, über die bekannte Monaden-Theorie des Leibniz, auch über seinen Glauben und Gottesbild.
Herzpillen, weil zu aufregend, braucht man bei „Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes“ nicht. Doch trotzdem, wie ich meine, lohnend – gerade im Kino.
Thomas Bohne
Leibniz – Chronik eines erschollenen Bild
Mit: Edgar Selge (Gottfied Wilhelm Leibniz)
Regie: Edgar Reitz
Länge: 104 Minuten
Kinostart: 18.09.2025
