„Living Bach“ – ein ungewöhnlicher Dokumentar- und Musikfilm

„Schau mal, die Enten dort lieben auch Bach“ – sagen die Zwillingschwestern Annalisa und Desiree aus Bern in dem Kinofilm „Living Bach“ – und wieder erreicht damit ein Dokumentarfilm die deutsche Kinoleinwand.

 

Bild: Regisseurin Anna Schmidt bei der Premiere den Zwillingsschwestern Annalisa und Desiree (Bern) und Michael Maul (Leipzig) bei der Premiere von „Living Bach“ in Leipzig am 29.11.2023

Die Filmemacherin Anna Schmidt machte sich auf eine ungewöhnliche Reise zu Menschen unterschiedlichster Herkunft – zunächst vermutlich getroffen beim Bachfest 2022 in Leipzig, danach rund um den Globus mit der Kamera besucht. Das ist wirklich reizvoll – in Japan, Malaysia, Südafrika, Paraguay, in der Schweiz und anderswo in der Welt ist so Bach zu hören – und dass vor höchst ungewöhnlicher Kulisse.

Einmal singt ein Afrikaner Bach-Soli auf verstaubter Straße in seiner Heimat oder japanische Musiker intonieren Bach auf einer Metro-Station und singen „Ich steh an deiner Krippe hier“. Da schaut man gerne hin und hört man gerne zu. Übrigens erweist sich „Living Bach“ als hervorragender Musikfilm, denn die Tonaufnahmen sind exzellent und wichtige Elemente im ganzen Film.

Aufschlussreich sind Bemerkungen wie „Eigentlich ist Bach doch die Musik der weißen Kolonialherren“ oder „Bach erreicht fast jede Religion und jeden Ort“. Und so könnte man „Living Bach“ auch einen interreligiösen Film nennen. Letztlich sehe ich als Zuschauer sie dann alle wieder:
Beim Bachfest in Leipzig, beim Singen im internationalen Bach-Chor.

Für mich als Leipziger und auch jetzt in Leipzig Wohnender geht es nahe, wie die Anreisenden aus Paraguay oder Japan oder Afrika tief berührt vor dem Bach-Denkmal stehen bleiben. „Dass ich das jetzt erleben darf“, sagte da jemand. Und ich bin da schon zig Mal vorbeigegangen, manchmal nahm ich da nicht mal eine kurze Notiz davon. „Living Bach“ ist also ein Dokumentarfilm, ein Musikfilm – aber auch ein Leipzig-Film.

Ich kann mich nicht erinnern, in letzter Zeit einen so werbewirksamen Leipzig-Film im Kino gesehen zu haben. Und das habe ich ja bereits geschrieben, der Film ist unterhaltsam: Nicht nur wegen der Musik oder manch fröhlicher Momentaufnahme, auch die Protagonistinnen und Protagonisten im Film agieren höchst sympathisch. Und, mit ihrem Bach-Enthusiasmus ziehen sie mich quasi mit in den Film hinein – ganz gleich an welchem Ort in der Welt oder auch in ganz sensiblen und persönlichen Situationen.

Das muss man aber alles sehen und sich von „Living Bach“ selbst berühren lassen –
am besten im Kino vor großer Leinwand.

 

Thomas Bohne
Mitglied der Katholischen Filmkommission

 

Living Bach
Dokumentarfilm, Musikfilm
Regie: Anna Schmidt
Laufzeit: 114 Minuten
Kinostart: 30. November 2023