MAIXABEL – Eine Geschichte von Liebe, Zorn und Hoffnung – ist eigentlich eine Geschichte über Schuld und Vergebung.
Genaugenommen geht es um die wahre Geschichte der Maixabel Lasa, deren Mann Juan María Jáuregui von einem terroristischen Kommando der ETA (spanisch-baskische Untergrundorganisation) in einem Café durch zwei gezielte Schüsse in den Kopf getötet wurde – damit fängt der Film an.
Und dann wird chronologisch erzählt: von den schmerzlichen Auswirkungen dieses Terroraktes innerhalb Maixabels Familie, aber auch von den Attentätern und ihrer Zeit im Gefängnis.
Hauptthema dieses spanischen Spielfilmes ist die Frage nach der Aufarbeitung von Schuld und des persönlichen Umgangs damit.
Zunächst muss man sich nach dem aufwühlenden Beginn als Zuschauer erstmal auf die Betroffenen einlassen – und zwar auf die Betroffenen auf allen Seiten.
Aber spätestens nach der ersten halben Stunde wird es richtig spannend. Denn es steht die Frage im Raum, ob es dieser Maixabel Lasa gelingt mit den Mördern ihres Mannes ins Gespräch zu kommen. Und, was die spannendste Frage dabei war: Ist angesichts dieser Taten überhaupt Vergebung möglich? Spätestens da kommt man von diesem Film nicht mehr los.
Der Regisseurin Icíar Bollaín gelingt einfühlsam und souverän mit „MAIXABEL” ein Drama, das sich eher im Inneren seiner Figuren als mit spektakulärer Action abspielt. Und „äußerlich“ passiert ja nicht viel.
Dass ich aber als Zuschauer dranbleibe, liegt insbesondere an den Darstellern. Selbst in den Nebenrollen sind die inneren Dramen verständlich und nachvollziehbar. Aber auch die Kamera-Arbeit von Javier Aguirre Erauso muss Erwähnung finden. Lange werden nahezu entcolorisierte und dunkle Bilder gezeigt, bis dann später farbensatte und gut ausgeleuchtete Einstellungen den Film bestimmen.
In „MAIXABEL – Eine Geschichte von Liebe, Zorn und Hoffnung“ gibt es keinen einzigen Dialog, der einem unglaubwürdig erscheint – auch die Handlungsmuster der agierenden Figuren sind immer verständlich.
Es ist nun ein großes Glück, dass so ein inneres und auch leises Drama auf die große Kino-Leinwand gekommen ist.
Ein Kinobesuch wird sich auf jeden Fall lohnen.
Thomas Bohne
Mitglied der Katholischen Filmkommission
Maixabel – Eine Geschichte von Liebe, Zorn und Hoffnung
Drama, Spanien 2021
Regie: Icíar Bollaín
Länge: 115 Minuten
Kinostart: 26. Mai 2022
DVD/Streaming-Start ca. Ende November 2022
KINOTIPP DER KATHOLISCHEN FILMKRITIK IM MONAT MAI 2022