Leipziger Oper – Rückblick auf die Opernaufführung: „Peter Grimes“ von Benjamin Britten

Während der Konzert- und Theaterferien erfahren auch unsere Kulturbeiträge eine Art „Sommerloch“. Um das „Loch“ nicht unnötig zu vergrößern, möchte ich an eine Aufführung im Leipziger Opernhaus erinnern, die ich im Juni d.J. besuchen konnte. Es handelt sich um die Oper „Peter Grimes“ von Benjamin Britten (1913-1976).

Bild: Leipziger Opernhaus

Lange Zeit war mir „Peter Grimes“ nur vom Namen her bekannt. Mein Interesse an dieser Oper wuchs, nachdem ich im Radio mehrfach die sogenannten „Four sea interludes“ gehört hatte. Britten hat in dieser (ca. 17 Minuten dauernden ) Komposition vier der Zwischenspiele zusammengestellt, mit der er die einzelnen Bilder seiner Oper „Peter Grimes“ verbindet. Es ist eine sehr expressive Musik, in der sich bereits der Inhalt der Oper erahnen läßt.

Nun also die Oper selbst. Die Handlung spielt an der englischen Ostküste. Peter Grimes, ein Fischer, gerät auf Grund seines schwierigen Charakters in die Rolle eines Außenseiters. Als sein Lehrling bei der Arbeit tödlich verunglückt, entsteht das Gerücht, Grimes hätte ihn umgebracht. Dieses Gerücht hält sich auch, nachdem Grimes richterlich freigesprochen wurde. Gutmeinende Leute empfehlen ihm deshalb, die Gegend zu verlassen und anderswo einen Neuanfang zu wagen. Grimes aber beharrt darauf, daß dieser Fischerort seine Heimat sei und er nur hier seine Existenz erhalten und verbessern könne. Entgegen allen Ratschlägen nimmt er auch wieder einen Lehrjungen zu sich, was die Bevölkerung gegen ihn aufbringt. Es ist „Mobbing“ von der schlimmsten Sorte. Als auch dieser Junge auf der See verunglückt, bleibt Peter Grimes als Ausweg nur noch der Suizid.

Zeitlich angesetzt ist die Handlung um 1830. Uraufgeführt wurde die Oper im Juni 1945. Angesichts der aktuellen Mißbrauchsfälle in Kirche und Gesellschaft und der damit verbundenen Gerüchte und fälschlichen Vermutungen bekommt der Inhalt der Oper auch Bedeutung für die Gegenwart.

Bei der Leipziger Inszenierung ist mir wieder einmal deutlich geworden, was eine gute Oper ausmacht: Daß die Musik die Handlung trägt und nicht umgekehrt. Brittens ausdrucksstarke Musik wird dieser ästhetischen Erwartung vollauf gerecht.

In der kommenden Saison wird „Peter Grimes“ im Leipziger Opernhaus für kurze Zeit wiederaufgenommen. Gelegenheit, diese ca. 3 Stunden dauernde Oper zu erleben, besteht im Oktober. Wärmste Empfehlung!

Eberhard Thieme

 

Leipziger Oper: Peter Grimes von Benjamin Britten,
Aufführungen: 11.,15. oder 29. Oktober 2023