Erinnerung an den Oratorianerbischof Dr. Otto Spülbeck (1904-1970)

Leipziger Oratorium –
Erinnerung an den Oratorianerbischof Dr. Otto Spülbeck (1904-1970)
zu seinem 55. Todestag

Er war im Bistum unterwegs, als plötzlich sein Herz versagte: am 21. Juni 1970 starb der Bischof von Meißen: Dr. Otto Spülbeck.

Bild: Grabmal für Otto Spülbeck in Bautzen von Friedrich Press

Wer war dieser Hirte, der das sächsische Bistum vor, während und nach dem Vaticanum II prägte?! Geboren 1904 in Aachen kam er zum Theologiestudium nach Innsbruck; dort fand sich jener Kreis von Studenten, die später das Oratorium des hl. Philipp Neri in Leipzig gründeten.

Der junge Theologe Otto Spülbeck schloss sich ihnen an und ging mit in das mitteldeutsche Diasporabistum. Seine pastoral-praktische Ausbildung absolvierte er im Priesterseminar in Schmochtitz und wurde 1930, im Jahr der Gründung des Leipziger Oratoriums, in Bautzener Dom zum Priester geweiht, dort, wo er 25 Jahre später auch die Bischofsweihe empfangen sollte. Die Umstände verunmöglichten den Eintritt in das Lindenauer Haus, doch er selbst fühlte sich dem Oratorium tief verbunden: die Gedanken der liturgischen Bewegung prägten sein Handeln: als Kaplan, später als Pfarrer und Propst. Er selbst, so berichteten die Mitbrüder, zählte sich zu den „fundatores“ und nahm in all den Jahren an den Generalkongregationen teil, unterstützte die zahlreichen Novizen auch finanziell. Die Mitbrüder schenkten ihm später als Zeichen der Verbundenheit ein Pektoralkreuz.

Seinen vielfältigen Begabungen machten ihn bekannt; so wurde er 1955 zum Weihbischof ernannt – drei Jahre später übernahm er die Leitung der Diözese, die durch die Zerstörungen des Krieges, aber auch die vielen Heimatvertriebenen geprägt war. Otto Spülbeck war philosophisch und theologisch hoch gebildet, aber auch die Naturwissenschaften gehörte zu seinen Interessengebieten. Sein Anliegen war es, den Christen in der DDR zu innerer Standfestigkeit zu verhelfen: auf dem Fundament des Glaubens – mit Wissen und Vernunft ausgestattet.

Das 2. Vatikanische Konzil, an dem er in Begleitung seines oratorianischen Mitbruders Josef Gülden teilnahm, griff viele der Anliegen auf, für die sich Bischof Spülbeck und die Oratorianer eingesetzt hatten, ganz wesentlich in der Liturgie: das muss ihn mit tiefer Freude und Dankbarkeit erfüllt haben. Bekannt wurde er durch sein Anliegen, zur Umsetzung des Konzils eine Diözesansynode abzuhalten: mit Priestern und Laien, was zwar Kritik hervorrief, aber schließlich als verantwortet gutgeheißen wurde – von dem damals noch nicht so bekannten Professor Joseph Ratzinger.

Bild: Otto Spülbeck bei der Meissner Synode (© aus: „Synode des Bistums Meißen – 1969-1971“, St. Benno-Verlag 2005, S. 304)

Bischof Spülbeck konnte das Projekt der Meißener Synode nicht mehr selbst zu Ende führen – auf der Fahrt von einer Wallfahrt starb er unerwartet. Sein Grab auf dem Bautzener Nikolaifriedhof, gestaltet von dem Künstler Friedrich Press, ist ein beredtes Zeichen eines Aufbruches in die Moderne, die wir – und dafür ist Otto Spülbeck Vorbild und Inspiration – als glaubende Menschen nicht fürchten müssen.

Sein Wahlspruch „Eins in der Wahrheit und in der Freude“ zeigt ihn als echten Sohn des hl. Philipp Neri!

Dr. Stefan Wick, Diakon (Kassel)