Riefenstahl – ein Schwanken zwischen Politik und Kunst

Medientipp, bis 22.05.26 in der ARD Mediathek

Der Dokumentarfilm „Riefenstahl“ von Andreas Veiel ist virtuos montiert – „mixt“ Bild-Material und Interviewszenen, auch mit Filmausschnitten von Riefenstahl -Filmen. Im Vorfeld hat sich der renommierte Dokumentarist Veiel („Black Box BRD“-2000; „Beuys“-2017) mit einem kleinen Team durch einen viele Kisten umfassenden Nachlass von Leni Riefenstahl „gearbeitet“.

Fotonachweis ©: Majestic, Majestic/CBS, Majestic/je später der abend, Majestic/R. Mueller

Leider „krankt“ das ganze Werk an der Absicht immer wieder zeigen zu wollen, dass Riefenstahl mit dem NS-Reich eng verquickt war. Das liegt sicherlich auch daran, dass Riefenstahl nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes gern das Gegenteil behauptet hat und auch gerichtlich gegen „Andersdenkende“ vorgegangen ist.

Das wäre aber das eine – sagen wir: eine moralische Seite.

Nun gäbe es aber noch die Seite, Leni Riefenstahl als epochale Filme-Macherin zu zeigen. Und gerade das unternimmt die Dokumentation von Andres Veiel nicht. Die Verquickung von Film-Kunst und NS-Regime „rutscht“ als Thema immer wieder durch den Film.

Das ist auf die Dauer eher nervig und bringt nichts Neues. Mit Leni Riefenstahl ließe sich dagegen zeigen – wie eine Künstlerin in einem politischen System die Möglichkeit gesehen hat, ihre künstlerischen Ambitionen umzusetzen: Betonung eines Körperkultes und einer speziellen Art von Natur-Mystik.

Das kann ich persönlich gerne ablehnen, ist aber aus meiner Sicht künstlerisch legitim.

Letztlich versteigt der Regisseur Veiel sich zu der Behauptung, dass Riefenstahls Olympia-Film („Olympia – Teil 1: Fest der Völker/Teil 2: Fest der Schönheit“) eine faschistische Ästhetik enthält – das kann man so sehen, weil Körperkult und Naturmystik mit zur Ideologie des NS-Regimes gehörten – wäre aber zur Bewertung von Leni Riefenstahl als Film-Künstlerin zu einfach!

Aber, anschauen sollte man sich „Riefenstahl“ schon. Denn dieser Dokumentarfilm erweist sich auch als eine Spurensuche durch die Anfänge deutscher Filmgeschichte.

 

Thomas Bohne

 

RIEFENSTAHL
PRODUKTION: Deutschland 2024
REGIE: Andres Veiel
LÄNGE: 120 Minuten (TV 99)
GENRE: Dokumentarfilm

Fotonachweis ©: Majestic, Majestic/CBS, Majestic/je später der abend, Majestic/R. Mueller