„Wir gehören so zusammen, dass nicht einmal eine Briefmarke dazwischen passt“
Das sagt der 13-jährige Johann aus dem „Off“ am Beginn des Films.
Dass es dann um eine harte Prüfung für eine ganze Familie geht, konnte man als Zuschauer schon ahnen.
Im Film geht es um die Reemtsma-Entführung im Frühjahr 1996. Jan Philipp Reemtsma wurde damals entführt und ein Lösegeld von 20 Millionen DM gefordert. Reemtsma zählt als Erbe eines Zigarettenherstellers zu den 150 reichsten Menschen in der Bundesrepublik Deutschland (geschätztes Vermögen: 700 Millionen Euro).
Inzwischen gibt es mehrere Bücher zum Thema der Entführung, und ein Buch des Sohnes Jan Scheerer mit dem Titel „Wir sind dann wohl die Angehörigen“, Grundlage der gleichnamigen Verfilmung.
Ich war tief beeindruckt von der Spannung, die der Film mit einer bundesweit recht bekannten Geschichte aufbaut – bis zum Schluss. Da wird allerdings keine traditionelle Halte-den-Dieb-Geschichte erzählt, mit klaren Fronten oder so.
Nein, da geht es um die Zwänge des Lebens und der Berufe. Und es geht um das unbeschreibliche Leid, was so eine Entführung familiär auslöst.
Gut ist die Entscheidung der Regie, diese Geschichte eher aus Sicht des pubertierenden Jungen Jan Scheerer zu erzählen, da wird das Leid und die Ratlosigkeit aller Beteiligten nochmal anders und besser erfahrbar.
Der Film hat letztlich eine klare Botschaft: Es sollte immer zuerst um den Menschen gehen, nicht ums Geld! Das kommt im Film zweifellos und deutlich rüber.
Thomas Bohne
Wir sind dann wohl die Angehörigen
Deutschland 2022
Länge 118 Minuten
Regie: Hans-Christian Schmid
Kinostart: 3. November 2022