Um die Jahrtausendwende (1996-2003) spielten die Musiker des Leipziger Gewandhaus-Quartetts sämtliche Streichquartette Beethovens ein. Einige Jahre später bekam ich die entsprechende CD-Box geschenkt, und seither begleiten mich diese Werke.
Am Sonntagabend des 16. Juni nun trat das Gewandhaus-Quartett im Mendelssohn-Saal mit drei jener Streichquartette auf. Natürlich nicht mehr in der Besetzung von damals. Geblieben ist nur der Primarius Frank-Michael Erben (und dies seit 31 Jahren!). Ansonsten neue Gesichter: Yun Jin Cho (2. Violine), Vincent Aucante (Viola) und Isang Enders (Violoncello).
Die Auswahl der 18 Streichquartette Beethovens war gekonnt: Es erklangen ein Frühwerk (B-Dur op. 18/6), ein Werk der mittleren Zeit (f-Moll op. 95, genannt „Quartetto serioso“) und nach der Pause das 40minütige cis-Moll op. 131 aus den späten Werken. Das letztgenannte ist mir deshalb so vertraut, weil es in dem Psycho-Thriller „Saiten des Lebens“ (Film von 2012) eine zentrale Rolle spielt. Aber auch ansonsten nimmt das Opus 131 eine Sonderstellung unter Beethovens letzten Kompositionen ein. Angeblich soll Beethoven selbst dieses Werk „als seinen bedeutendsten Beitrag zur Gattung Streichquartett“ angesehen haben.
Hinsichtlich der Interpretation jener Werke durch das Gewandhaus-Quartett kann ich nichts Anderes sagen als: großartig – gewaltig – faszinierend. Was die Virtuosität betraf, schien mir sogar, dass die eigenen CD-Aufnahmen übertroffen wurden. Jedenfalls konnten wir uns in den feurigen Applaus der Zuhörer gut einbringen.
Eberhard Thieme