Der Komponist Anton Bruckner wurde am 4. September 1824 im oberösterreichischen Ansfelden geboren. An den Orten, an denen er später als Organist und Hochschullehrer wirkte (Stift St. Florian, Linz und Wien), wird das Ereignis seines 200. Geburtstages gewiß groß gefeiert werden.
Und in Leipzig? Ist da der fromme Katholik Anton Bruckner angekommen?
Ja, das ist er. Denn Leipzig, diese ehemals protestantische und mittlerweile fast säkularisierte Stadt, hat eine überaus lange Bruckner-Tradition aufzuweisen.
Begonnen hatte alles mit dem damals noch jungen Dirigenten Arthur Nikisch, der am 30. Dezember 1884 die 7. Sinfonie Bruckners im Leipziger „Stadttheater“ zur Uraufführung brachte. Mit diesem großartigen Werk erlebte Bruckner die endgültige Anerkennung als Sinfoniker.
Als Bruckner im Oktober 1896 starb, war es wiederum Arthur Nikisch, der (nunmehr als Kapellmeister des Gewandhauses) unmittelbar darauf das Adagio der 7. Sinfonie aufführte und damit den Verstorbenen ehrte.
Seither stehen die Werke Bruckners regelmäßig auf den Programmen des Gewandhauses und seiner Orchester. Die Dirigenten Blomstedt und Nelsons haben sogar einen Zyklus aller Bruckner-Sinfonien gestaltet.
Bild: Gewandhaus
Wenn in der kommenden Woche die neue Konzertsaison beginnt, darf Bruckner natürlich nicht fehlen. Den Anfang macht diesmal das Sinfonie-Orchester des MDR. Unter Leitung seines Chefdirigenten Dennis Russell Davies, der sich schon des öfteren der Werke Bruckners annahm, erklingt am 4. September (dem eigentlichen Jubiläums-Tag) die 8. Sinfonie. (Dieses Konzert wird am selben Tag zeitversetzt von MDR Kultur und MDR Klassik übertragen.)
Es folgt am 6. und 8. September die 6. Sinfonie mit dem Gewandhausorchester unter Andris Nelsons.
Und der Ehren-Dirigent des Gewandhausorchesters Herbert Blomstedt läßt es sich nicht nehmen, im Laufe des Konzertjahres die 7. und 8. Sinfonie aufzuführen.
Bevor Bruckner seine Sinfonien schrieb, komponierte er hauptsächlich geistliche Werke. Ich erinnere mich noch gut, wie ich als Jugendlicher von den Thomanern unter Erhard Mauersberger die Motette „Locus iste“ hörte. Dies war meine erste Begegnung mit Anton Bruckner. Sicher werden in nächster Zeit auch vom heutigen Thomanerchor Motetten Bruckners zu hören sein.
Doch auch der Gewandhaus-Chor unter Leitung von Gregor Meyer wird Bruckner mit einem geistlichen Konzert ehren: Am 5. Oktober erklingen im Leipziger Gewandhaus neun seiner Motetten und die Messe in e-Moll.
Auf dieses Konzert freue ich mich besonders.
Eberhard Thieme
Hörtipp: 8. Sinfonie von Anton Bruckner, zu hören (zeitversetzt) am 4. September,
20:03 auf MDR KULTUR und MDR KLASSIK