Die Purpursegel – ein sommerlicher Filmtipp

Als „Ostkind“ war mir natürlich der Titel „Das Purpursegel“ ein Begriff. Das war ein sowjetischer Schwarz-weiß-Film aus dem Jahre 1961 – mit einem berührenden Schluss, bis heute.

Da war ich nun auf „Die Purpursegel“ aus dem Jahre 2022 gespannt, zumal auch bei dieser französischen Co-Produktion (mit Italien und Deutschland) die literarische Vorlage von dem russischen Schriftsteller Alexander Grin aus dem Jahre 1923 stammte. Nur, in dieser Neu-Verfilmung kommt nicht ein Seemann in sein Dorf zurück. Hier ist es jetzt ein Kriegsveteran, der aus dem Ersten Weltkrieg zurückkommt, abgeschieden lebt er am Rande des Dorfes und widmet sich liebevoll seiner Tochter Juliette.

Bild: Juliette im Purpurkleid mit dem „Luftschiff“

Und, „Ich arbeite mit Holz“, sagt er irgendwann einmal im Film. Schließlich gestaltet er für einen Schiffsbauer eine Gallionsfigur, die an seine verstorbene Frau erinnern soll. In der alten Geschichte von Grin wartet die Tochter auf den Prinzen, der in einem Schiff mit einem Purpursegel kommen wird.

In unserer Geschichte jetzt, fällt ein junger Pilot mit seinem Luftschiff quasi vom Himmel. Was der Regisseur Pietro Marcello nun aus der Geschichte macht, ist ein mit 16-mm-Film-Material gedrehter Metapher-Film. Der wirkt zuweilen etwas übertrieben künstlich – hat aber seine Entsprechung im Film: So wie der Vater mit seinem Holz arbeitet, arbeitet der Regisseur mit dem Filmmaterial.

Was rauskommt, ist ein berührender, sehr poetischer Film, der immer wieder Bilder und Musik recht wirksam anbietet. Das kommt alles unaufgeregt daher und man schließt dieses Vater-Tochter-Gespann so richtig „ins Herz“ – und so manche Nebenfigur, die mit diesem Duo in freundlicher Beziehung steht dazu.

„Die Purpursegel“ ist ein Film, der wie ein linder Sommerwind daherkommt und natürlich in diese Jahreszeit gut hineinpasst.

Thomas Bohne

 

Die Purpursegel
Originaltitel: L‘ ENVOL
Produktionsland: Frankreich/Italien/Deutschland
Produktionsjahr: 2022
Regie: Pietro Marcello
Literarische Vorlage: Alexander Grin (1923)
Kinostart: 6.07. 2023