„Mohammad Rasulof“ ist inzwischen ein Begriff im internationalen Filmbetrieb:
2020 erhielt dieser iranische Regisseur bei der Berlinale für „Doch das Böse gibt es nicht“ den „Goldenen Bären“, allerdings in Abwesenheit.
Nun kommt sein neuester Spielfilm „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ in die Kinos. Inzwischen ist Mohammad Rasulof ins deutsche Exil gegangen und lebt in Hamburg. „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ ist wieder ein langes Werk (fast drei Stunden: 168 Minuten!) Aber langweilig wird’s nicht.
Und gleich vorab: Ich fühlte mich schon lange nicht mehr einer so zunehmend beklemmenden Spannungsdramaturgie ausgesetzt, und das nahezu bis zum Schluss – Hitchcock hätte seine Freude dran gehabt.
Erzählt wird die Geschichte einer Familie des iranischen Establishments:
Der Mann/Vater hat es in eine gehobene Richter-Funktion „geschafft“, mit weiteren Aufstiegschancen. Alles läuft super im Familienleben – bis zu dem Zeitpunkt als die Dienstpistole des Vaters im Haus verschwindet. Und da fallen alle Masken.
Jetzt wird deutlich, was den Familienmitgliedern wichtig ist – und zwar bei jeder und jedem.
Aus meiner Sicht ist das der beste Rasulof-Film.
Das betrifft die Konsequenz mit der er hier ein familiäres Kammerspiel gestaltet wird – da gibt es Anleihen bei englisch-amerikanischer Spannungsdramaturgie – und Rasoulof zitiert originell! Auch fasziniert sein Film bei der Bildgestaltung der Scope-Bilder.
„Die Saat des Feigenbaums“ startet in Deutschland am Zweiten Weihnachtsfeiertag. Es bleibt abzuwarten, „ob da Familien mit größeren Kindern nach dem Weihnachtstrubel rein gehen“ – so formulierte es auf der „Filmkunstmesse“ in Leipzig ein Vertreter des deutschen Verleihs – und, ob man dann diskutiert:
Über Grenzen des Familienglücks! – Wie weit trage ich als Kind Berufsentscheidungen von Eltern mit? – Wie toleriere ich Entscheidungen meines Kindes als Eltern? Das steckt alles in diesem neuen „Rasuloff“ drin.
Ein wenig zu plakativ politisch scheint mir der Schluss. Das hätte dieser eindringliche Familienfilm nicht gebraucht. Aber trotzdem: Ins Kino gehen!
Thomas Bohne
Katholischer Kinotipp: „Die Saat des Heiligen Feigenbaums“
ORIGINALTITEL: The seed oft the sacred fig
PRODUKTION: Iran/Frankreich/Deutschland 2024
REGIE: Mohammad Rasoulof
LÄNGE: 168 Minuten
KINOSTART: 26.Dezember 2024
AUSZEICHNUNG: Preis der Ökumenischen Jury, Cannes 2024
KATHOLISCHER KINOTIPP: im Dezember 2024
NOMINIERUNG: Bester Internationaler Film beim Oscar 2025, deutscher Beitrag