Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry – ein unglaublich religiöser Film

Es beginnt ganz unscheinbar: Harold Fry (Jim Broadbent) öffnet am Frühstückstisch den Brief einer ehemaligen Arbeitskollegin, die ihm krebskrank geschrieben hat. Seine Frau Maureen (Penelope Wilton) dringt Harold darauf zu antworten. Das macht er auch gleich, auf dem Weg zum Briefkasten beschließt er aber den Brief persönlich im Hospiz abzugeben – ein Weg von ungefähr 700 Kilometern!

Filmbild: Harold Fry am Briefkasten

Harold Fry trifft dabei immer wieder auf ganz unterschiedliche Menschen, zunächst bestärkt ihn aber eine junge Verkäuferin eine solche Reise zu einem sterbenskranken Menschen anzutreten – bei ihrer Tante wäre das auch so wichtig gewesen.

Ich mache mich dann quasi als Zuschauender mit Harold Fry auf den Weg, versetze mich in ihn ein wenig hinein – zumal, wenn man selber einmal eine gewisse Zeit gepilgert ist: Da schmerzen die Füße, da peinigt das Wetter und da will man irgendwann überhaupt nicht mehr weiterlaufen.

Umgesetzt wird das alles mit einer fast „dokumentarischen“ Kamera und beeindruckenden Scope-Bildern, die fast immer bei regnerischem oder trübem Wetter aufgenommen sind. Und dann immer wieder Religion und Glaube an das Ungewisse und Hoffnung Gebende – obwohl Harold Fry einmal bekennt, dass er kein gläubiger Mensch ist. Hier scheint sich nun der Karl-Rahner-Satz zu bestätigen, dass „Gott auf krummen Zeilen“ gerade schreibt.

„Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ ist das Werk der britischen Shakespeare-Darstellerin und Autorin Rachel Joyce. Sie schrieb die literarische Vorlage im Jahre 2011 unter dem Eindruck einer Krebserkrankung in ihrer Familie und verfasste später auch das Drehbuch. Getragen wird der Film allerdings von einem durch und durch überzeugenden Hauptdarsteller, Jim Broadbent.

Die Form des Films ist ein klassisches Road-Movie, immer wieder tauchen Menschen auf und verschwinden auch wieder. Vielleicht ist der Schluss dann ein wenig zu plakativ und vordergründig, aber zutiefst anrührend. Und das sollte ja ein Film immer sein.

Und letztlich ist „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ ein Feel-good-Movie im besten Sinne, trotz manch dramatischer Momente. Man sollte diese „unwahrscheinliche Pilgerreise“ vor allem im Kino antreten.

Thomas Bohne
Mitglied der Katholischen Filmkommission

 

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
Produktion: Großbritannien 2023
Vorlage und Drehbuch: Rachel Joyce
Mit: Jim Broadbent und Penelope Wilton
Länge: 108 Minuten
Kinostart: 26. Oktober 2023

Filmbild: Pilgerreise Plakat