Eine fast vergessene Sinfonie und ein Cellokonzert für die Ewigkeit

Am Donnerstag, 3. Februar, war es mir vergönnt, zu den 500 Besuchern zu gehören, die das „Große Konzert“ im Leipziger Gewandhaus erleben konnten.

Das Gewandhausorchester unter Leitung von Andris Nelsons gestaltete ein Kontrastprogramm: Die kaum bekannte f-moll-Sinfonie der kaum bekannten kroatischen Komponistin Dora Pejacevic (1885-1923) und das gut bekannte Violoncellokonzert des gut bekannten Tschechen Antonin Dvorak (1841-1904) standen sich gegenüber.

Die Sinfonie der leider jung verstorbenen Dora Pejacevic wurde 1920 in Dresden uraufgeführt; dann aber geriet ihre Musik in Vergessenheit. Zum Glück nicht ganz. Denn nun ist sie nach 100 Jahren auch in Leipzig angekommen. – Die Musik selbst bietet (jedenfalls auf das erste Hören hin) nichts Überraschendes. Sie ähnelt den Großwerken eines Jean Sibelius oder Sergej Rachmaninow, ist diesen aber durchaus ebenbürtig. Eine Zweit- oder Drittaufführung lohnt gewiß.

Um die Zukunft des Violoncellokonzerts von Dvorak muß man sich keine Sorgen machen; es ist fest im Repertoire unserer Orchester verankert. Und wenn der Cellopart dann auch noch so eindrucksvoll interpretiert wird wie von der argentinischen Cellistin Sol Gabetta, bedarf es keiner Worte mehr, um deutlich zu machen, daß diese Musik nicht nur das Lebenswerk eines genialen Komponisten umschließt, sondern auch ein Stück Vorwegnahme der Ewigkeit ist.

Reichlich 2 Stunden unter einer FFP2-Maske sitzen zu müssen, ist nicht angenehm. Doch in diesen Pandemie-Tagen gilt: Besser so als gar nicht. Tags darauf mußte das Konzert coronabedingt abgesagt werden…

 

Eberhard Thieme