Leon (Thomas Schubert) und Felix (Langston Uibel) suchen die Abgeschiedenheit in einer Hütte im Mecklenburgischen Wald.
Der eine will endlich in Ruhe arbeiten, als Schriftsteller sein Buch nach vorn bringen, der andere möchte eine Bewerbungsmappe fertigstellen.
Doch die Ruhe in der einsamen Hütte stellt sich nicht ein, weil da noch eine Frau (Paula Beer) und ein Mann (Enno Trebs) im Haus sein werden.
Zu guter Letzt kommt noch der Verleger (Matthias Brand) von Leon, der ihm auch noch beibringt – dass sein Buch einfach nicht gut ist – ja so schlecht, dass er doch lieber ganz von vorn mit Schreiben anfangen soll.
So ähnlich geht es dann mir als Zuschauer auch: immer wieder muss ich das Beziehungsgeflecht der im Film Agierenden neu sortieren, quasi von vorn anfangen. Da erfüllt sich überhaupt keine Erwartung: keine Personenkonstellation, die man sich so denkt, passt. Und dann droht ein roter Himmel, gefärbt durch einen Waldbrand, immer mehr über der ganzen Figurenszenerie.
Genau genommen ist „Roter Himmel“ ein Kammerspiel von fünf Personen, auch wenn der Film meistens im Freien spielt.
Es geht im Film immer um Beziehungen und immer wieder um nicht vorhersehbare Beziehungen und Ereignisse zwischen und mit Menschen.
Das wird auch alles spannend präsentiert, durch die einfallsreiche Regie eines Christian Petzold und die dezente Kameraarbeit von Ernst Fromm, der lediglich bei der Bebilderung des roten Himmels sich so richtig ins Zeug legt.
„Roter Himmel“ hat die Jury der diesjährigen Berlinale veranlasst ihren Preis, den Silbernen Bär, zu vergeben. Das wäre der zweitwichtigste Preis einer Berlinale und ich meine: vollkommen zu Recht.
Seit etwa zehn Jahren beobachte ich nun die Berlinale und darf sagen, dass ich bisher keinen so stimmigen und bis zum Schluss so überzeugenden Film dort gesehen habe.
Ich denke auch, dass der Film an den Kino-Kassen „seinen Weg“ gehen wird. Denn irgendwie passt vieles für einen Erfolgsfilm: ein reizvolles Setting – das ist der mecklenburgische Wald mit dem großen Meer; eine immer näherkommende Bedrohung – das ist der durch den Waldbrand gefärbte rote Himmel und eine vollkommen unvorhersehbare Story – bis zur letzten Filmminute.
Also, einfach mal ins Kino gehen und „Roter Himmel“ ansehen.
Thomas Bohne, Mitglied der Katholischen Filmkommission
Download PDF: KOMPASS_04_23_RoterHimmel
Roter Himmel
Drama | Deutschland 2023 | 102 Minuten
Regie: Christian Petzold
Leon (Thomas Schubert)
Nadja (Paula Beer)
Felix (Langston Uibel)
Devid (Enno Trebs)
Helmut (Matthias Brandt)
Kinostart: 20. April 2023