Jeanne du Barry – ein Historienfilm der besonderen Art

Der Film beginnt mit dem Blick auf ein Kornfeld vor dem ein Maler sitzt und ein kleines Mädchen porträtiert. Zu diesen stimmungsvollen Bildern erzählt nun eine Voice-Over-Stimme die Geschichte eines unehelichen Mädchens, das zeitig Verstoßen-Sein und Ablehnung erfährt – bis sie dann die berühmteste Kurtisane am französischen Hofe Louis XV wird, der wird gespielt von dem US-Amerikaner Johnny Depp. Es geht um Jeanne du Barry, deren Darstellung die Regisseurin Maïwenn höchstselbst übernommen hat.

Der gleichnamige Film „Jeanne du Barry“ – er war in diesem Jahr der Eröffnungsfilm beim renommierten Filmfestival in Cannes – konzentriert sich auf diese Frau und ihr Leben am Hof Louis XV, kurz vor der französischen Revolution.

Das wird mit einem für einen europäischen Film hohen Budget von etwa 22 Millionen Euro umgesetzt. Das sind Kosten, die seinerzeit auf dem europäischen Kontinent nur durch Wolfgang Petersens „Die unendliche Geschichte“ in den 80igern mit damals 60 Millionen D-Mark übertroffen wurden. Zum finanziellen Aufwand kommt nun eine sehr akribische und auch aufwendige Recherche bezüglich des höfischen Lebens im Versailles des 18. Jahrhunderts dazu.

Bild: Jeanne du Barry Film-Bild

Neben der annehmbaren Darstellung der beiden Hauptfiguren durch Maïwenn und Depp ragen vielfach Nebenfiguren wie der Le Duc de Richelieu (Pierre Richard) oder Marie Antoinette (Pauline Pollmann) heraus.

Ganz vorn dabei der Diener Louis XV La Borde in der grandiosen und auszeichnungsreifen Darstellung durch Benjamin Lavernhe.

Auch religiös gibt sich der Film Mühe, nicht so sehr was das Klosterleben im damaligen Frankreich betrifft, sondern wieder durch die Darstellung einer Nebenfigur: Louise (Capucine Valmary), eine Tochter Louis XV, der sehr modern anmutende Sätze wie „Jesus ist doch ein Freund aller Menschen“ in den Mund gelegt werden. Hinzu kommt, dass sich der Film durchaus Zeit nimmt, ihre Rebellion gegenüber dem französischen Hof zu erzählen.

Wer sich nun für das höfische Leben im Frankreich des 18. Jahrhunderts und dort die Zeit des Barock interessiert, sollte „Jeanne du Barry“ nicht verpassen, und zwar ins Kino gehen. Denn nur dort kann man wirklich in diese Zeit durch einen bildgewaltigen Film eintauchen. „Jeanne du Barry“ erweist sich als ein filmisches Gesellschafts- und Sittengemälde, wie es lange nicht zu sehen war.

Thomas Bohne
Mitglied der Katholischen Filmkommission

 

Jeanne du Barry – Die Favoritin des Königs
Frankreich 2023
Regie: Maïwenn
Jeanne du Barry: Maïwenn
Louis XV: Johnny Depp
Laufzeit: ca. 117 Minuten
Kinostart: 24. August 2023

 

Bild: Jeanne du Barry Plakat