Das Konzert am Abend des 21. April im Mendelssohn-Saal des Leipziger Gewandhauses zeichnete sich durch Gegensätze aus.
Allein der Titel des Konzertes weist schon auf einen Gegensatz hin: „Kammermusikaustausch mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden“. Dem Gros der Leipziger Zuhörer stand das Gros der Dresdner Interpreten gegenüber. Wer von den Leipzigern aber bis dahin Ressentiments gegenüber den Dresdnern entwickelt haben sollte, wurde spätestens hier vom uneitlen Auftritt der Dresdner Künstler beschämt.
Thematisch stand der Abend unter dem Gegensatz von „Harfe und Schlagwerk“, der aber – so erfuhren wir durch die freundliche Moderatorin – kein wirklicher Gegensatz ist, weil beide Instrumentengruppen der „Rhythmusgebung“ im großen Orchester dienen.
Einen weiteren Gegensatz bildete das Programm: Neben impressionistischen Stücken von Debussy und Ravel standen Werke zeitgenössischer Komponisten. Da die Impressionisten, dargeboten durch souveräne Interpretation, (nach einem kurzen Einstand für Schlagwerk) gleich zu Anfang erklangen, konnte der Eindruck entstehen, daß für die Moderne nach der Pause nicht mehr viel zu erwarten sei.
Aber weit gefehlt, wer so dachte! Der „Pas de Deux für Harfe und Schlagzeug“ der kanadischen Komponistin Norma Beecroft (* 1934) faszinierte durch seine dialogischen Elemente (vom Gegeneinander bis zur völligen Harmonie). Und die fünf Sätze der „Frammenti für vier Schlagzeuger“ des Schweizer Komponisten Domenico Melchiorre (* 1982) bestachen vor allem durch ihre ungeheure Virtuosität.
Ein gelungenes Konzert also. Daß es bei mir einen nachhaltigen Eindruck hinterließ, lag vielleicht gerade an jenen Gegensätzen.
Eberhard Thieme