Mit Christa Wolf und Franz Fühmann im Literaturhaus

Nach zwei Monaten Corona-Askese dürfen in Sachsen nun wieder öffentliche Kulturveranstaltungen stattfinden. Wie schön!

Am vorigen Montag zog es mich aber nicht zum Augustusplatz, sondern – in umgekehrter Richtung – zum „Haus des Buches“ am Gerichtsweg. Dort betreibt der Verein „Literaturhaus Leipzig“ ein „Literaturcafé“, wo sich Schriftsteller und Zuhörer begegnen können. 

Diesmal allerdings reichten die Plätze im Café nicht aus; denn es war eine Lesung angekündigt, die von vornherein mit großem Zuspruch rechnen konnte: Aus Anlaß des 100. Geburtstages von Franz Fühmann sollten Briefe vorgestellt werden, die in den Jahren 1968-1984  zwischen Fühmann und Christa Wolf kursierten. So fand die Lesung im großen Saal statt, der sich immer noch als zu klein erwies; denn die Veranstaltung war bereits am Wochenende ausverkauft.

Nach 75 Minuten angespannten Zuhörens konnten die Gäste erfüllt nach Hause gehen; denn sie hatten nicht nur zwei profilierte Akteure (eine Sprecherin und einen Schauspieler) erlebt, die in die Rollen von Ch. Wolf und F. Fühmann geschlüpft waren, sondern hatten auch ein Gespür dafür bekommen, wie zwei hochbegabte Schriftsteller unter Schmerzen nach der Wahrheit suchen. Eingerahmt wurde die Lesung durch freundlich-informative Worte des Moderators, die dem Ganzen eine angenehme Atmosphäre verliehen.  

Wem es nicht gelungen war, eine Eintrittskarte zu ergattern, dem sei als kleiner Trost gesagt, daß der gesamte Briefwechsel neubearbeitet und ergänzt als Buch im Aufbau-Verlag Berlin erschienen ist – unter dem Titel: „Monsieur – wir finden uns wieder“.

 

Eberhard Thieme CO