Neuer Katholischer Kinotipp „Corsage“

Für die Jury der Katholischen Filmkritik gelingt Kreutzer und ihrem kreativen Team „ein Sisi-Film, der sich – anders als die kitschig-restaurativen Marischka-Produkte der 1950er Jahre – auf die noch heute relevanten Punkte im Leben der Kaiserin konzentriert.

Er huldigt nicht zum x-ten Male den schalen, bonbonbunten und touristisch vermarktbaren Oberflächen, sondern kratzt an ihnen und bringt einen Menschen zum Vorschein, der sich von den vorgegebenen Rollenbildern und Zuschreibungen zu befreien sucht. Auf den ersten Blick ein Historien- und Kostümfilm, unterläuft Marie Kreutzer die Fallstricke dieses Genres durch intelligente Dekonstruktionen und Verfremdungseffekte.“

Mitreißend zeigt sich das etwa im Soundtrack des Films: „Da ist zunächst die Ton-/Musikebene, die nicht von Walzerklang und Radetzkymarsch, sondern von einem sehr zeitgenössischen Sound und von Songs der Pop- und Rockmusik geprägt ist.

Und so wie der erwartbare Walzer-Marsch-Soundtrack vermieden wird, so werden auch die Erwartungen an die Oberflächenreize der Schlösser und Interieurs unterwandert. Keine „Kaiserappartements“ und „Traumschlösser“, sondern deutliche Zeichen des Verfalls tragende „Lost Spaces“.

CORSAGE, Österreich 2022, 114 Minuten, Kinostart am 7.07.2022