STASIKOMÖDIE

Wer kennt sie nicht, die „Sonnenallee“ von 1999, wer kennt sie nicht – die „NVA“ von 2005. Alles sind Filme des Regisseurs Leander Haussmann. Und nun kommt „Stasikomödie“ von ihm in die Kinos, damit schließt Haussmann seine DDR-Trilogie ab. Gleich vorab, der ganz große Wurf ist es nicht. Der beste von diesen drei Filmen, aus meiner Sicht: „NVA“ (2005).

Aber nun zu „Stasikomödie“: Auf Drängen seiner Frau und Freunden entschließt sich der berühmte Buch-Autor Ludger Fuchs (Jörg Schüttauf) Einsicht in seine Stasi-Akte zu nehmen. Als er sie in die erwartungsvolle Familiengemeinschaft dann bringt, taucht ein zerrissener und wieder zusammengeklebter Liebes-Brief auf – allerdings nicht von seiner Jetzt-Ehefrau Corinna (Margarita Broich), sondern… . Und damit beginnt der Film mit dem Blick zurück, ins Leben des jungen Ludger Fuchs (David Kross), der von der DDR-Staatssicherheit in die Berliner Künstlerszene als Spitzel eingeschleust wird.

Leander Haußmann erweist sich hier als Regisseur, der die Milieus kennt – besonders von Berlin, in und nach der DDR. Diese Beschreibungen und die Ausgestaltung der Film-Sets gehören zu den wirklichen Stärken des Films, auch viele Einzelszenen sind gut und werden ihre Wirkung beim Publikum nicht verfehlen.

Doch dann gibt es richtige Patzer: eine ungestörte Liebe und Liebesgeflüster im Stasi-Gefängniswagen glaubt ja nicht einmal der Zuschauer oder die Zuschauerin aus dem Westen Deutschlands. Ebenso scheint mir die Darstellung der meisten Stasimitarbeiter als sächsisch-sprechende Voll-Trottel nicht nur voll daneben sondern auch recht peinlich zu sein.

Gut dagegen: Henry Hübchen als Stasi-Führungsoffizier und Detlef Buck als Polizist in und nach der DDR.
Von einer albernen DDR-Klamotte ist „Stasikomödie“ allerdings weit entfernt.

Immer wieder versucht Leander Haussmann mit seinem Film in die Tiefe und auch hinter die Maskerade zu schauen. Und der Versuch, Stasi-Chef Erich Mielke als neuen „August der Starke“ zu inszenieren, der mit Tränen in den Augen das Lied vom kleinen Trompeter hört, erweist sich als wirklich gelungene Parodie auf einen DDR-Diktator.
Ja, man sollte sich diese „Stasikomödie“ ruhig anschauen. Dabei wird man schon informiert, wie es damals war – nicht genau so, aber hin und wieder so ähnlich.

Thomas Bohne
Mitglied der Katholischen Filmkommission

 

STASIKOMÖDIE
Deutschland 2022
Regie: Leander Haussmann
Mit Jörg Schüttauf, Margarita Broich, David Kross und Henry Hübchen
Länge: 114 Minuten
Kinostart: 19. Mai 2022