In den 1940er-Jahren bewohnt die Familie des KZ-Kommandanten Rudolf Höß in unmittelbarer Nachbarschaft zum Vernichtungslager ein Haus mit einem großen Garten. Als Höß versetzt werden soll, droht das Familienidyll zu zerbrechen. Seine Frau weigert sich, ihr „Traumhaus“ zu verlassen. Das historische Drama fußt auf dem gleichnamigen Roman von Martin Amis und seziert in nüchternen, undramatischen Bildern die verstörende Normalität der Täter, die sich im Schatten der Todesfabrik ein Paradies erschaffen haben. Die Radikalität und Wucht des schockierenden Films resultieren aus seinen schwer erträglichen Kippbildern zwischen Alltag und Schrecken, in die die Realität der Vernichtung nur über die Tonspur dringt. – Sehenswert ab 14. (Filmdienst)
(Kinotipp der Katholischen Filmkritik)
Da sitze ich mitten im Haus und im Garten der Familie Höß, schaue bei der sommerlichen Freizeitgestaltung um das Planschbecken und im gut gepflegten Garten zu – nur im Hintergrund sieht man einen der Wachtürme von Auschwitz und eine das Lager abschirmende Betonwand. Später ist im Film auch ein qualmender Schornstein dieses Vernichtungslagers zu sehen.
Das Grauen von Auschwitz sieht man in diesem Film nicht, es findet quasi nur auf der „Tonspur“ statt.
Als Zuschauer frage ich mich ständig, ob ich jetzt in meinem Leben in durchaus gut bürgerlicher Umgebung nicht auch Leid, Not und vielleicht auch Grauen in dieser Welt ausblende.
Vielleicht ist „The Zone of Interrest“ in erster Linie gar kein Film über die Vernichtung in Auschwitz, sondern eher ein Gegenwartsfilm, der Fragen an die Zuschauerinnen und Zuschauer im „Jetzt“ stellt?
Eine Frage, die ich als Zuschauender nur selbst beantworten kann.
„The Zone of Interrest“ ist eher ein dokumentarischer und nahezu emotionsloser Film, der in einer Form betroffen macht, wie ich das lange nicht erlebt habe.
Thomas Bohne
Originaltitel: THE ZONE OF INTEREST
Produktionsland: USA/Großbritannien/Polen
Produktionsjahr: 2023
Regie: Jonathan Glazer
Buch: Jonathan Glazer
Kamera: Lukasz Zal
Musik: Mica Levi
Schnitt: Paul Watts
Darsteller: Christian Friedel (Rudolf Höß) · Sandra Hüller (Hedwig Höß) · Ralph Herforth (Oswald Pohl) · Max Beck (Schwarzer) · Imogen Kogge (Linna Hensel)
Länge: 105 Minuten
Kinostart: 29.02.2024