„White Bird“ – Wieder eine Nazi-Geschichte, wieder geht es um den Holocaust und wieder gibt es Mutige, die sich diesem Wahnsinn in den Weg stellen und helfen. Das wiederum wird so berührend erzählt, dass ich am Ende das Taschentuch nicht mehr weglegen konnte, weil man die Tränen aus dem Gesicht wischt und immer, immer wieder wegwischt.
Um was geht’s?
Großmutter Sara (Helen Mirren) lässt ihren Enkel Julien (Orlando Schwerdt) zu sich bringen. Der wiederum ist von seiner Schule geflogen, weil er grausam zu einem Mitschüler mit einer Gesichtsdeformation war. Grund für die französische Jüdin, Ihre Rettungsgeschichte im von Nazis besetzten Frankreich zu erzählen – durch einen Mitschüler, der auch von ihr anfangs als „Krüppel“ gemieden und missachtet wurde.
Der Film-Erzähler nun ist der US-amerikanische Regisseur Marc Forster, der durch Filme wie „Ein Mann namens Otto“ mit Tom Hanks oder „World War Z“ mit Brad Pitt recht bekannt geworden ist.
Sicherlich, Forster erzählt konventionell aber das tut er herausragend. Sein Film jetzt ist Historien- und Gefühlskino zugleich. Und, er bebildert nicht einfach Nazi-Historie und legt gefühlsbetonte Musik darunter – Nein, er transportiert eine Botschaft der Mitmenschlichkeit. So lässt er seine Hauptprotagonistin Sara sagen: „Dunkelheit lässt sich nicht mit Dunkelheit beantworten, man setzt ein Licht dagegen“. Und dieser Satz wird in „White Bird“ auch überzeugend in Szene gesetzt.
Grundlage für den Film ist der gleichnamige Roman der US-amerikanischen Schriftstellerin Raquel Jaramillo (Pseudonym: J. Palacio). Hier in Deutschland wurde sie bekannt durch „Wunder“, 2013 als einziges Buch von ihr in Deutschland bei Hanser verlegt und 2017 mit Julia Roberts und Owen Wilson verfilmt. Beide Werke der Autorin stellen Außenseiter in den Mittelpunkt, rufen zu Verständnis und Menschlichkeit auf – was ja am Beispiel von „White Bird“ auch überzeugend gelingt.
Überhaupt wird in „White Bird“ deutlich, dass sich die Film-Produktion auf eine starke Geschichte verlassen konnte. Das werden auch Helen Mirren (Frau in Gold, 2015) und Gillan Anderson (Akte X, 2011) als die bekanntesten Darstellerinnen im Film gemerkt haben.
„White Bird“ ist eine US-amerikanische Großproduktion, aufwendig in Tschechien gedreht und fürs Kino produziert. Im Kino sollt man diesen Film auch sehen – eintauchen in eine schreckliche Zeit, in der mitten in der Dunkelheit viele kleine Lichter zu sehen waren.
Thomas Bohne, Mitglied der Katholischen Filmkommission
White Bird
Produktion: USA 2023
Regie: Marc Forster
Mit: Helen Mirren und Gillan Anderson
Länge: 120 Minuten
Kinostart: 11. April 2024