Katholischer Filmtipp – Das Lehrerzimmer

Das war der Geheimtipp bei der diesjährigen Berlinale 2023. „Das Lehrerzimmer“ – „Den musst Du gesehen haben!“

Ja, war gar nicht so leicht darauf zu kommen. Denn dieser Film lief nicht im „Wettbewerb“, sondern in der Sektion „Panorama“. Da vermutet man so einen „Knaller“ auch nicht gleich.

Um was geht es?

Die junge, engagierte Lehrerin Carla (Leonie Benesch) fällt durch innovativen und einfallsreichen Unterricht auf. Diese 7. Klasse in diesem fast Vorzeige-Gymnasium hat sie im Griff. Alles super, alles wunderbar!? Und dann passiert es: Im Lehrerzimmer wird sie bestohlen, dort, wo nur die „Erwachsenen“ rankommen. Und dann kommt hinzu. Carla hat eine „Beweis-Aufnahme“, die zufällig mittels Laptop-Kamera gemacht wurde. Alles klar!

Nein, nichts ist klar, denn jetzt wird’s richtig schwierig: Die Beschuldigte streitet alles ab. Dann, ihr Sohn, ein Schüler, wird Opfer eines beispiellosen Mobbings. Das Erziehungs-Schulkollektiv bekommt nichts mehr in den Griff. Aus der Vorzeigeschule scheint eine Problemschule zu werden. Erschütternd, ein Elternabend, der vollkommen aus dem Ruder läuft.

Bild: Filmbild – Lehrerzimmer

„Das Lehrerzimmer“ ist letztlich ein Kammerspiel, alles spielt in dieser Schule.
Kein anderer Ort – nicht die Wohnung oder Privatsphäre der zunehmend ratlosen Erfolgs-Lehrerin. Keine entspannten Naturaufnahmen – nur Schule, alles im Schulgebäude.

Und das ist die Herausforderung für die routinierte Kamera-Frau Judith Kaufmann: Bilder, im kinounüblichen Format 4:3 gedreht, in und an einem Ort – aber Bilder, die immer wieder gefangen nehmen, in Blau- und Grautöne gehalten.

Sicherlich, herausragend das Spiel von Leonie Benesch als Lehrerin Carla, die inzwischen für den deutschen Filmpreis nominiert wurde.

Doch letztlich überzeugt das ganze Ensemble in der Schule: Erwachsene und Heranwachsende.
Und, obwohl im Film alles immer komplizierter und trostloser wird – ich bleibe als Zuschauer dran, bis zum Schluss.

„Das Lehrerzimmer“ sollten zunächst einmal alle schauen, die irgendwas mit Schule zu tun haben.
Aber auch für uns andere. Denn: Obwohl nur Schule im Film vorkommt, ist vielmehr als Schule drin! Das Ganze erweist sich schließlich als Mikrokosmos, der für unser Miteinander in Kirche und Gesellschaft übertragbar ist.

„Das Lehrerzimmer“ macht lange nachdenklich und ist ein Kinoerlebnis dazu.

 

Thomas Bohne
Mitglied der Katholischen Filmkommission

 

Das Lehrerzimmer
Bild: Kinotipp-Lehrerzimmer
(Kinotipp der Katholischen Filmkritik)
Deutschland 2023
Regie: Ilker Catak
Kamera: Judith Kaufmann
Darsteller: Leonie Benesch als Carla Nowak
Länge: 98 Minuten
Kinostart: 4.05. 2023