Der Film beginnt mit einer Familienkatastrophe. Die hat aber  mit der weiteren Handlung nicht viel zu tun – so scheint  es. Mit dem Blick auf die Hauptfigur, die junge Dani (Florence Plugh), scheint es aber irgendwie eine „Linie“ zu geben; ihr  Psycho- und Horror-Trip ist das eigentliche Thema des ambitionierten Horrorfilms MIDSOMMAR von Ari Aster. 

Nach dem dramatischen Beginn geht es erst mal sommerlich  fröhlich zum Holiday-Trip. Dani wird von ihrem Freund Christian  (Jack Reynor) und seinen Studienfreunden nach Schweden mit genommen. Dort findet nämlich in der entlegenen Bergwelt des  Nordens ein besonderes Mittsommer-Fest statt: Neun Tage  Mittsommer-Kult nach alten Traditionen – ohne Sonnenaufgang  und Sonnenuntergang. Was aber genau passiert, erfahren die  Studenten und auch die Zuschauer zunächst nicht. Alles beginnt fröhlich, freundlich und riecht nach einem richtig schönen  Sommerurlaub – da ist man auch als Zuschauer gern dabei. 

Allerdings nicht sehr lange, weil dann vor den Augen der  sprachlosen Jugend aus dem aufgeklärten Amerika ein grausamer Senizid (kulturell hergeleitete Altentötung) passiert: Zwei  alte Leute springen freiwillig von einer Klippe, und als der eine  noch nicht richtig tot ist, wird mit einem schweren Hammer  nachgeholfen. Und spätestens da merkt man, dass es sich  hier nicht um einen touristischen Sommer-Trip, sondern eher  um einen knallharten Horrorfilm handelt, der an Schreckensbildern Filmen seines Genres nicht hinterherläuft. 

Allerdings treten in MIDSOMMAR keine übersinnlichen Geister  oder Gruselgestalten auf – der Horror passiert durch die gleich mäßig lächelnden Sektenmitglieder und ihrem archaischen  Götterkult. Auch wartet MIDSOMMAR nicht mit einer dramatischen, furchteinflößenden Musik auf – eher meditativ ist die  Filmmusik von Bobby Krlic. Und Grusel im Dunkel findet auch  nicht statt. Im Film ist es immer taghell, wie eben bei jedem  Mittsommer in Schweden am Ende des Monats Juni. 

Thomas Bohne,
Mitglied der Katholischen Filmkommission

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